Was ist Corporate Venture Building?

Corporate Venture Building bezeichnet den strategischen Aufbau von Startups durch etablierte Unternehmen. Anders als klassische Corporate Venture Capital (CVC)-Programme, bei denen Unternehmen in bestehende Startups investieren, geht es beim Venture Building darum, Startups intern oder mit externen Partnern von Grund auf zu gründen. Dies geschieht oft durch dedizierte Venture Studios oder interne Innovationsabteilungen.

Vorteile von Corporate Venture Building:

  • Schnellere Innovationszyklen: Unternehmen können neue Technologien und Geschäftsmodelle agiler entwickeln als im Kerngeschäft.
  • Wettbewerbsvorteile sichern: Durch frühe Markteintritte lassen sich neue Kundensegmente und Ertragsquellen erschließen.
  • Mitarbeiterpotenziale heben: Interne Talente können sich unternehmerisch entfalten und innovative Ideen realisieren.

Erfolgsfaktoren für Corporate Venture Building

Damit das Corporate Venture Building erfolgreich ist, sollten Unternehmen folgende Faktoren berücksichtigen:

1. Klare strategische Ausrichtung

Ein Venture sollte eine klare Verbindung zur Unternehmensstrategie haben, aber dennoch mit genügend Autonomie operieren. Unternehmen sollten sich fragen:

  • Passt das geplante Startup zur langfristigen Vision des Unternehmens?
  • Gibt es Synergien mit bestehenden Geschäftsbereichen?

2. Unabhängige und agile Strukturen

Startups benötigen Flexibilität, um sich schnell anzupassen. Deshalb ist es wichtig, dass sie nicht in starre Konzernstrukturen eingebunden werden. Eine eigene Rechtsform oder ein dediziertes Venture Studio kann helfen, Entscheidungsprozesse zu beschleunigen.

3. Passendes Finanzierungskonzept

Corporate Ventures sollten mit ausreichendem Kapital ausgestattet sein, um die ersten Jahre zu überstehen. Mögliche Finanzierungsmodelle sind:

  • Eigenkapital durch den Konzern (100%-Beteiligung)
  • Co-Investments mit VCs oder Business Angels
  • Corporate Accelerators oder Inkubatoren

Tabelle: Vergleich von Corporate Venture Building und Corporate Venture Capital

FaktorCorporate Venture Building (CVB)Corporate Venture Capital (CVC)
ZielEigenes Startup aufbauenIn bestehende Startups investieren
KontrolleHoch (Eigenständige Strukturen notwendig)Geringer (Beteiligung an externen Startups)
InnovationsgradSehr hoch (interne Neugründungen)Mittel (fremde Innovationen nutzen)
RisikoHöher (Aufbau von Null)Etwas geringer (Investment in laufende Geschäfte)
ZeithorizontMittel- bis langfristigKurz- bis mittelfristig
KapitalbedarfHöher (eigene Entwicklungskosten)Variabel (Investmentgröße anpassbar)

Schritte zur erfolgreichen Umsetzung

1. Ideenfindung und Validierung

  • Analyse von Markttrends und Kundenbedürfnissen
  • Nutzung interner Innovationsquellen (Mitarbeiterideen, R&D-Abteilungen)
  • Validierung durch erste Prototypen und Kundenfeedback

2. Gründung und Strukturierung

  • Auswahl der geeigneten Rechtsform (GmbH, AG, etc.)
  • Aufbau eines dedizierten Teams
  • Definition von KPIs und Meilensteinen

3. Skalierung und Wachstum

  • Entwicklung eines skalierbaren Geschäftsmodells
  • Nutzung von Konzernressourcen (Vertrieb, Produktion, Kundenstamm)
  • Externe Finanzierung oder Exit-Strategien planen

Typische Fehler und wie man sie vermeidet

Viele Corporate Ventures scheitern, weil etablierte Unternehmen typische Fehler machen. Hier sind einige der häufigsten Stolpersteine:

Häufige Fehler:

  1. Zu enge Kontrolle durch das Mutterunternehmen – Startups brauchen Eigenständigkeit, um erfolgreich zu sein.
  2. Fehlendes unternehmerisches Mindset – Konzerndenken ist oft zu risikoavers.
  3. Unzureichende Finanzierung – Ein Corporate Venture braucht ausreichend Kapital, um über die kritische Anfangsphase zu kommen.
  4. Falsche Teamzusammenstellung – Ohne erfahrene Startup-Builder scheitert das Vorhaben oft.
  5. Kein klarer Exit-Plan – Unternehmen sollten früh entscheiden, ob das Venture langfristig integriert oder verkauft werden soll.

Praxisbeispiel: Erfolgreiche Corporate Ventures in Österreich

In Österreich gibt es bereits einige erfolgreiche Beispiele für Corporate Venture Building:

  • Speedinvest Pirates – Ein Venture Studio, das Corporate Startups für Unternehmen wie Erste Bank und Wiener Städtische entwickelt.
  • Pioneers Ventures – Aufbau und Investment in Startups aus etablierten Unternehmen heraus.
  • Borealis Digital Ventures – Chemiekonzern Borealis unterstützt digitale Startups im Nachhaltigkeitssektor.

Diese Beispiele zeigen, dass Corporate Venture Building eine effektive Strategie sein kann, wenn es professionell umgesetzt wird.