Der optimale Unternehmensstandort: Strategische Kriterien für die Standortwahl in Österreich

  • Strategische Weitsicht: Die Standortwahl ist keine kurzfristige, sondern eine fundamentale strategische Entscheidung, die den langfristigen Unternehmenserfolg in Bezug auf Kosten, Wachstum und Markenimage prägt.
  • Harte und weiche Faktoren: Eine erfolgreiche Analyse kombiniert messbare, „harte“ Kriterien (z.B. Kosten, Infrastruktur) mit qualitativen, „weichen“ Faktoren (z.B. Lebensqualität, Image der Region).
  • Systematische Analyse: Methoden wie die Nutzwertanalyse helfen, verschiedene Standorte objektiv zu vergleichen und eine datengestützte, nachvollziehbare Entscheidung zu treffen.
  • Österreich-Spezifika: Berücksichtigen Sie unbedingt lokale Gegebenheiten wie die Kommunalsteuer, regionale Förderprogramme und die Verfügbarkeit von Fachkräften in den jeweiligen Bundesländern.
  • Zukunftsorientierung: Denken Sie an die Zukunft. Aspekte wie Digitalisierung, die Möglichkeit von Remote-Arbeit und Nachhaltigkeit werden zu immer wichtigeren Standortfaktoren.

Die strategische Bedeutung der Standortentscheidung

Die Wahl des richtigen Unternehmensstandorts ist weit mehr als nur die Anmietung von Büroräumen oder einer Produktionshalle. Sie ist eine der wichtigsten strategischen Weichenstellungen, die ein Gründer oder eine Unternehmerin treffen kann. Diese Entscheidung hat tiefgreifende und langfristige Auswirkungen auf nahezu alle Bereiche Ihres Unternehmens. Sie beeinflusst direkt Ihre Kostenstruktur, Ihre Fähigkeit, qualifizierte Mitarbeiter zu finden und zu binden, Ihre logistischen Prozesse und sogar Ihr Markenimage.

Ein optimal gewählter Standort kann zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil werden. Er kann die Betriebskosten senken, die Erreichbarkeit für Kunden und Lieferanten verbessern und den Zugang zu einem Pool an Talenten sichern. Umgekehrt kann ein schlecht gewählter Standort das Wachstum hemmen, unnötige Kosten verursachen und die täglichen Abläufe erschweren. Viele Jungunternehmer machen den Fehler, sich primär von günstigen Mietpreisen leiten zu lassen und vernachlässigen dabei andere, ebenso kritische Aspekte.

Verstehen Sie die Standortwahl daher als eine Investition in die Zukunft Ihres Unternehmens. Eine sorgfältige, systematische und vorausschauende Planung ist unerlässlich. Dieser Artikel führt Sie durch die entscheidenden Kriterien und Methoden, um für Ihr Vorhaben in Österreich den perfekten Standort zu finden – eine Entscheidung, die das Fundament für nachhaltigen Erfolg legt.

Harte vs. Weiche Standortfaktoren: Eine wissenschaftliche Einordnung

In der Betriebswirtschaftslehre wird bei der Standortanalyse zwischen „harten“ und „weichen“ Faktoren unterschieden. Diese Unterscheidung hilft, die Komplexität der Entscheidung zu strukturieren und alle relevanten Aspekte zu berücksichtigen. Eine professionelle Analyse gewichtet beide Kategorien entsprechend dem spezifischen Geschäftsmodell.

Harte Standortfaktoren: Die messbare Grundlage

Harte Standortfaktoren sind quantifizierbar und können direkt in die Kosten- und Ertragsrechnung eines Unternehmens einfließen. Sie bilden das rationale, kalkulierbare Fundament der Standortentscheidung. Zu den wichtigsten harten Faktoren gehören:

  • Infrastruktur und Verkehrsanbindung: Wie gut ist der Standort an das Straßen-, Schienen- und Flugnetz angebunden? Ist eine schnelle An- und Auslieferung von Waren gewährleistet? Wie sieht es mit der digitalen Infrastruktur aus (Breitband-Internet)?
  • Kosten: Dies umfasst Grundstücks- und Immobilienpreise (Kauf oder Miete), Lohn- und Gehaltsniveau in der Region sowie die Höhe lokaler Steuern und Abgaben, wie der wichtigen Kommunalsteuer in Österreich.
  • Arbeitsmarkt: Stehen ausreichend qualifizierte Arbeitskräfte zur Verfügung? Gibt es in der Nähe Universitäten, Fachhochschulen oder Lehrwerkstätten, die für Nachwuchs sorgen?
  • Rechtliche und politische Rahmenbedingungen: Gibt es spezifische Bebauungspläne oder Umweltauflagen? Wie schnell und unbürokratisch agieren die lokalen Behörden? Gibt es attraktive Förderprogramme?
  • Absatzmarkt: Wie groß ist das Einzugsgebiet? Wie hoch ist die Kaufkraft in der Region und wie nah sind Sie an Ihren Zielkunden?

Weiche Standortfaktoren: Das Zünglein an der Waage

Weiche Standortfaktoren sind qualitativer Natur und nicht direkt in Zahlen messbar. Ihre Bedeutung hat in den letzten Jahren jedoch stark zugenommen, da sie die Zufriedenheit und Produktivität von Mitarbeitern maßgeblich beeinflussen. Oft geben sie bei ansonsten ähnlichen harten Faktoren den Ausschlag.

  • Lebensqualität: Bietet die Region ein attraktives Wohnumfeld? Gibt es Kultur-, Freizeit- und Bildungsangebote (Schulen, Kindergärten)? Dies ist entscheidend im „War for Talents“.
  • Unternehmens- und Branchenumfeld: Gibt es in der Region bereits ein starkes Netzwerk an Zulieferern, Partnern oder sogar Konkurrenten (Clusterbildung)? Ein solches Umfeld kann Innovation und Kooperation fördern.
  • Image und Mentalität: Welchen Ruf hat die Stadt oder Region? Gilt sie als innovativ, wirtschaftsfreundlich oder traditionsbewusst? Passt dieses Image zur eigenen Unternehmensphilosophie?

Die Makroebene: Regionale Analyse innerhalb Österreichs

Österreich ist ein föderaler Staat mit neun Bundesländern, die sich in ihrer wirtschaftlichen Struktur, Demografie und ihren Stärken erheblich unterscheiden. Der erste Schritt der Standortanalyse sollte daher auf der Makroebene stattfinden: Welche Region oder welches Bundesland passt grundsätzlich am besten zu meinem Geschäftsmodell?

Der Ballungsraum Wien ist Österreichs unangefochtenes Wirtschafts- und Verwaltungszentrum. Hier finden Unternehmen eine hervorragende internationale Anbindung, den größten Pool an hochqualifizierten Arbeitskräften und eine immense Dichte an potenziellen Kunden und Partnern. Die Kosten für Immobilien und teilweise auch für Löhne sind jedoch am höchsten. Der „Speckgürtel“ rund um Wien in Niederösterreich bietet oft einen Kompromiss aus guter Erreichbarkeit und moderateren Kosten.

Die westlichen Bundesländer wie Vorarlberg, Tirol und Salzburg punkten mit einer starken, oft exportorientierten mittelständischen Wirtschaft, hoher Kaufkraft und einer exzellenten Lebensqualität. Sie sind besonders für spezialisierte Industriebetriebe und den hochwertigen Tourismus attraktiv. Die Verfügbarkeit von großen Gewerbeflächen kann hier jedoch eine Herausforderung sein. Die Achse Oberösterreich-Steiermark gilt als das industrielle Herz Österreichs. Hier sind starke Technologie- und Produktionscluster (z.B. Automotive, Maschinenbau) angesiedelt, was den Zugang zu spezialisierten Zulieferern und Fachkräften erleichtert. Die Kosten sind im Vergleich zu Wien moderater. Das südliche Österreich mit Kärnten und dem Burgenland lockt oft mit günstigeren Standortkosten und gezielten Förderungen, insbesondere in den Bereichen Technologie und erneuerbare Energien. Hier gilt es, die spezifische Verkehrsanbindung und die Verfügbarkeit von Fachkräften genau zu prüfen.

Die Mikroebene: Analyse des konkreten Standorts

Nachdem eine Zielregion oder Stadt ausgewählt wurde, beginnt die Detailarbeit auf der Mikroebene. Jetzt geht es um die Wahl des exakten Grundstücks, des Stadtteils oder des Gewerbegebiets. Die Kriterien werden hier noch spezifischer und hängen stark von der Art des Unternehmens ab.

Sichtbarkeit und Kundenfrequenz

Für Einzelhändler, Gastronomiebetriebe oder Dienstleister mit direktem Kundenkontakt ist die Lage im unmittelbaren Umfeld entscheidend. Eine hohe Passantenfrequenz in einer Fußgängerzone kann den Erfolg maßgeblich bestimmen. Hier sind Fragen zentral: Ist der Standort für meine Zielgruppe gut sichtbar? Gibt es ausreichend Parkmöglichkeiten in der Nähe? Wie ist die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr? Eine Analyse der umliegenden Geschäfte ist ebenfalls wichtig: Ergänzen sie mein Angebot oder stellen sie eine zu starke Konkurrenz dar?

Logistik und Betriebsabläufe

Für Produktions- und Logistikunternehmen stehen ganz andere Aspekte im Vordergrund. Hier ist die Effizienz der betrieblichen Abläufe das A und O. Der Standort muss eine problemlose An- und Abfahrt für LKW ermöglichen, idealerweise rund um die Uhr. Die Nähe zu Autobahnanschlüssen oder Güterbahnhöfen ist ein kritischer Faktor. Zudem muss der Flächenwidmungs- und Bebauungsplan der Gemeinde geprüft werden: Sind die geplanten betrieblichen Tätigkeiten (z.B. Lärmemissionen, Schichtbetrieb) an diesem Standort überhaupt zulässig? Ausreichend Platz für zukünftige Erweiterungen sollte ebenfalls von Anfang an mitbedacht werden.

Umfeld und Nachbarschaft

Für Bürounternehmen, insbesondere in der Kreativ- oder Tech-Branche, spielt das direkte Umfeld eine große Rolle für die Arbeitgeberattraktivität. Eine gute Nahversorgung mit Restaurants und Geschäften für die Mittagspause, grüne Erholungsflächen in der Nähe und ein ansprechendes, sicheres Viertel können die Mitarbeiterzufriedenheit deutlich steigern. Die Nähe zu Kooperationspartnern oder Branchen-Netzwerken kann ebenfalls ein wichtiger Faktor für die Wahl eines bestimmten Technologieparks oder Stadtteils sein.

Der Faktor Mensch: Arbeitsmarkt und Humankapital

Ein Unternehmen ist nur so gut wie seine Mitarbeiter. Daher ist die Analyse des Arbeitsmarktes einer der kritischsten Punkte bei der Standortwahl. Selbst der kostengünstigste Standort mit der besten Infrastruktur ist wertlos, wenn Sie nicht die richtigen Leute für Ihr Team finden.

Die zentrale Frage lautet: Sind am potenziellen Standort die benötigten Qualifikationen in ausreichender Zahl verfügbar? Ein IT-Unternehmen, das hochspezialisierte Softwareentwickler sucht, wird sich eher in der Nähe von Universitätsstädten wie Wien, Graz oder Linz ansiedeln, wo es einen steten Nachschub an Absolventen gibt. Ein produzierender Betrieb, der auf qualifizierte Facharbeiter und Lehrlinge angewiesen ist, wird hingegen Regionen mit einer starken Tradition in der dualen Ausbildung bevorzugen, wie sie in Oberösterreich oder der Steiermark zu finden ist.

Neben der reinen Verfügbarkeit spielen auch die Lohn- und Gehaltskosten eine Rolle. Diese können sich innerhalb Österreichs regional deutlich unterscheiden. Es gilt, ein Gleichgewicht zu finden: Standorte mit einem sehr niedrigen Lohnniveau haben oft auch einen Mangel an hochqualifizierten Arbeitskräften. Gleichzeitig müssen die Löhne im Budget des Unternehmens abbildbar sein. Informieren Sie sich über die regional üblichen Gehälter für die von Ihnen gesuchten Profile. Berücksichtigen Sie auch die Konkurrenz um Talente. Wenn am gewählten Standort bereits viele Unternehmen um dieselben Fachkräfte werben, kann dies den Rekrutierungsprozess erschweren und die Gehaltsforderungen in die Höhe treiben.

Kosten und rechtliche Rahmenbedingungen in Österreich

Die finanziellen und rechtlichen Rahmenbedingungen sind harte, nicht verhandelbare Fakten, die Ihre Standortentscheidung maßgeblich beeinflussen. Eine genaue Kalkulation und Recherche in diesem Bereich ist unerlässlich, um böse Überraschungen zu vermeiden.

Ein zentraler Punkt im österreichischen Steuersystem ist die Kommunalsteuer. Diese beträgt 3 % der Bruttolohnsumme aller Mitarbeiter und wird an die jeweilige Standortgemeinde abgeführt. Sie ist ein wesentlicher Kostenfaktor, der bei der Personalplanung berücksichtigt werden muss. Daneben können weitere lokale Abgaben, etwa für Müllentsorgung, Wasser oder die Nutzung öffentlichen Grunds, anfallen. Die Höhe dieser Gebühren variiert von Gemeinde zu Gemeinde.

Ein weiterer wichtiger Aspekt sind die Förderungen. Sowohl der Bund als auch die Bundesländer und Gemeinden bieten eine Vielzahl von Förderprogrammen an, um Unternehmensansiedlungen zu unterstützen. Diese können von nicht rückzahlbaren Zuschüssen über zinsgünstige Kredite bis hin zu Haftungsübernahmen reichen. Oft sind Förderungen an bestimmte Bedingungen geknüpft, z.B. die Schaffung von Arbeitsplätzen, Investitionen in Forschung und Entwicklung oder die Ansiedlung in einer strukturschwachen Region. Eine gründliche Recherche bei den Förderstellen des Bundes (z.B. Austria Wirtschaftsservice – AWS) und der jeweiligen Landesregierungen kann sich finanziell auszahlen.

Schließlich müssen die baurechtlichen und gewerberechtlichen Vorschriften genau geprüft werden. Der Flächenwidmungsplan der Gemeinde legt fest, welche Art von Nutzung (Wohngebiet, Gewerbegebiet, Industriegebiet etc.) auf einem Grundstück zulässig ist. Eine Betriebsanlagengenehmigung ist für die meisten Unternehmen erforderlich und stellt sicher, dass von Ihrem Betrieb keine Gefahren oder unzumutbaren Belästigungen für die Nachbarschaft ausgehen. Die Dauer und Komplexität dieser Verfahren kann je nach Bundesland und Gemeinde variieren und sollte im Zeitplan berücksichtigt werden.

Die Nutzwertanalyse: Eine Methode zur systematischen Entscheidungsfindung

Wenn mehrere Standorte in die engere Auswahl kommen, fällt eine rein intuitive Entscheidung schwer. Hier hilft die Nutzwertanalyse (auch Scoring-Modell genannt). Sie ist eine wissenschaftlich anerkannte Methode, um komplexe Entscheidungen anhand mehrerer Kriterien zu objektivieren und transparent zu machen.

Der Prozess läuft in mehreren Schritten ab:

  1. Kriterien definieren: Zuerst legen Sie alle für Ihr Unternehmen relevanten Standortfaktoren fest (sowohl harte als auch weiche). Beispiele sind Infrastruktur, Kosten, Arbeitskräfteverfügbarkeit und Lebensqualität.
  2. Gewichtung festlegen: Nicht alle Kriterien sind gleich wichtig. Sie weisen jedem Kriterium einen Gewichtungsfaktor zu (z.B. in Prozent), wobei die Summe aller Gewichtungen 100 % ergeben muss. Einem Produktionsbetrieb ist die Verkehrsanbindung vielleicht 40 % wert, die Lebensqualität aber nur 10 %.
  3. Standorte bewerten: Nun bewerten Sie jeden potenziellen Standort für jedes einzelne Kriterium mit einer Punktzahl, zum Beispiel auf einer Skala von 1 (sehr schlecht) bis 10 (sehr gut).
  4. Nutzwert berechnen: Für jedes Kriterium multiplizieren Sie die vergebene Punktzahl mit dem Gewichtungsfaktor. Die Summe dieser gewichteten Ergebnisse ergibt den Gesamtnutzwert für jeden Standort.

Der Standort mit dem höchsten Gesamtnutzwert ist nach diesem Modell die rational beste Wahl. Die Methode zwingt Sie, Ihre Prioritäten klar zu definieren und macht die Entscheidung für alle Beteiligten nachvollziehbar.

Beispiel einer vereinfachten Nutzwertanalyse

Kriterium Gewichtung (in %) Standort A (Punkte 1-10) Gewichteter Wert (A) Standort B (Punkte 1-10) Gewichteter Wert (B)
Verkehrsanbindung 40% 9 3,6 6 2,4
Kosten (Miete, Lohn) 30% 5 1,5 8 2,4
Arbeitskräfteverfügbarkeit 20% 8 1,6 7 1,4
Lebensqualität 10% 7 0,7 5 0,5
Gesamtnutzwert 100% 7,4 6,7

In diesem Beispiel wäre Standort A trotz höherer Kosten die bessere Wahl, da die für das Unternehmen wichtigeren Faktoren Verkehrsanbindung und Arbeitskräfteverfügbarkeit deutlich besser bewertet wurden.

Zukunftsorientierte Standortwahl: Digitalisierung und Nachhaltigkeit

Die Welt verändert sich rasant, und mit ihr die Anforderungen an einen optimalen Unternehmensstandort. Eine Entscheidung, die heute richtig erscheint, kann in zehn Jahren veraltet sein. Daher ist es unerlässlich, zukünftige Trends wie die Digitalisierung und Nachhaltigkeit in die Standortanalyse miteinzubeziehen.

Die Digitalisierung und der Trend zu Remote-Arbeit haben die Bedeutung des physischen Standorts teilweise relativiert. Wenn ein Großteil der Belegschaft von zu Hause aus arbeiten kann, verliert ein repräsentatives Büro in zentraler Lage an Wichtigkeit. Stattdessen rücken andere Faktoren in den Fokus: Die Qualität der digitalen Infrastruktur (Stichwort: Glasfaserausbau) wird zum entscheidenden harten Faktor. Unternehmen können sich nun auch an Standorten ansiedeln, die vielleicht verkehrstechnisch nicht perfekt angebunden, aber dafür eine hohe Lebensqualität bieten, um so Talente anzuziehen, die nicht mehr täglich pendeln müssen. Der Standort wird vom reinen Arbeitsort zum Ort der Begegnung, der Kreativität und der Unternehmenskultur.

Gleichzeitig gewinnt der Aspekt der Nachhaltigkeit (ESG – Environmental, Social, Governance) enorm an Bedeutung. Dies betrifft die Standortwahl auf mehreren Ebenen. Aus ökologischer Sicht sind eine gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr, die Möglichkeit zur Nutzung erneuerbarer Energien und eine ressourcenschonende Bauweise wichtig. Dies senkt nicht nur den CO2-Fußabdruck, sondern oft auch die Betriebskosten. Aus sozialer Sicht wird ein Standort in einem sozial stabilen Umfeld mit guten Bildungs- und Betreuungseinrichtungen immer mehr zum Argument im Wettbewerb um die besten Mitarbeiter. Ein nachhaltig gewählter Standort ist somit nicht nur gut für die Umwelt, sondern wird zunehmend zu einem wichtigen Imagefaktor bei Kunden, Partnern und potenziellen Mitarbeitern.

Wichtige Fragen und Antworten

Wie wichtig ist die Nähe zu Kunden wirklich?

Das hängt stark von Ihrem Geschäftsmodell ab. Für ein Einzelhandelsgeschäft, ein Restaurant oder einen Friseur ist die unmittelbare Nähe zur Laufkundschaft überlebenswichtig. Für ein B2B-Softwareunternehmen oder einen Online-Händler, dessen Kunden in ganz Österreich oder international verteilt sind, spielen die physische Nähe zum Kunden und die Verkehrsanbindung für den Kundenbesuch eine untergeordnete Rolle. Hier sind Faktoren wie die digitale Infrastruktur und der Zugang zu qualifizierten Mitarbeitern entscheidender.

Sollte ich mich in einer Stadt oder lieber im ländlichen Raum ansiedeln?

Beides hat Vor- und Nachteile. Städte bieten eine exzellente Infrastruktur, einen großen Talentpool und Kundennähe, sind aber mit hohen Kosten für Mieten und Löhne verbunden. Der ländliche Raum lockt mit günstigeren Preisen, oft engagierten Gemeinden und einer hohen Lebensqualität. Allerdings können die Verkehrsanbindung und die Rekrutierung von Spezialisten schwieriger sein. Wägen Sie ab, was für Ihr Unternehmen Priorität hat: geringe Kosten und Platz oder maximale Vernetzung und Talentzugang.

Was ist der häufigste Fehler bei der Standortwahl?

Der häufigste Fehler ist eine einseitige Fokussierung, meist auf die Kosten. Wer nur auf die billigste Miete schaut, übersieht oft Folgekosten wie lange Pendelzeiten für Mitarbeiter, eine schlechte Verkehrsanbindung für Lieferanten oder einen Mangel an Fachkräften in der Region. Ein weiterer Fehler ist die Vernachlässigung der Zukunftsperspektive. Ein Standort muss auch Raum für Wachstum bieten und zukünftigen Anforderungen an Digitalisierung und Nachhaltigkeit gerecht werden.

Wo erhalte ich verlässliche Daten für meine Standortanalyse in Österreich?

Für eine fundierte Analyse können Sie auf verschiedene Quellen zurückgreifen. Statistik Austria liefert detaillierte demografische und wirtschaftliche Daten zu allen Gemeinden und Regionen. Die Wirtschaftskammern (WKO) der Bundesländer bieten oft Standortinformationen und Beratung an. Die Austrian Business Agency (ABA) ist eine gute Anlaufstelle für internationale Unternehmen, die sich in Österreich ansiedeln wollen, und stellt umfassende Daten bereit. Auch die Wirtschaftsagenturen der Städte und die Gemeinden selbst sind wichtige Informationsquellen.

Wie funktioniert die Kommunalsteuer in Österreich und warum ist sie so wichtig?

Die Kommunalsteuer ist eine Gemeindeabgabe, die für die Standortkalkulation in Österreich von zentraler Bedeutung ist. Sie beträgt 3 % der Summe aller Bruttogehälter und -löhne, die ein Unternehmen an seine Arbeitnehmer in einer Gemeinde zahlt. Sie wird direkt an die Gemeinde abgeführt, in der sich die Betriebsstätte befindet. Da sie einen signifikanten Teil der Personalkosten ausmacht, muss sie bei der Finanzplanung und beim Vergleich verschiedener Standorte unbedingt berücksichtigt werden. Für die Gemeinden ist sie eine der wichtigsten Einnahmequellen.

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