Der Lieferantenkredit: Eine oft unterschätzte Finanzierungsquelle für österreichische Betriebe

  • Der Lieferantenkredit ist eine Form der kurzfristigen Finanzierung, bei der ein Lieferant seinem Kunden einen Zahlungsaufschub gewährt.
  • Sein größter Vorteil liegt in der schnellen und unbürokratischen Verfügbarkeit, da er meist ohne formale Kreditprüfung auskommt.
  • Entscheidend ist die Nutzung des Skontos (Preisnachlass bei prompter Zahlung). Verzichtet man darauf, wird der Lieferantenkredit zu einer der teuersten Finanzierungsformen.
  • Der effektive Jahreszinssatz bei Nichtnutzung des Skontos kann leicht 20 % übersteigen und ist oft deutlich höher als bei einem Bankkredit.
  • Für österreichische Klein- und Mittelunternehmen (KMU) ist er ein zentrales Instrument des Working-Capital-Managements zur Steuerung der Liquidität.

Was genau ist ein Lieferantenkredit und wie funktioniert er?

Stellen Sie sich vor, Sie bestellen für Ihr Unternehmen Waren oder beziehen eine Dienstleistung. Ihr Lieferant schickt Ihnen die Ware zusammen mit einer Rechnung. Auf dieser Rechnung steht ein Zahlungsziel, zum Beispiel „zahlbar innerhalb von 30 Tagen“. In diesem Moment hat Ihnen Ihr Lieferant einen Kredit gewährt. Sie haben die Ware erhalten, müssen aber erst in 30 Tagen dafür bezahlen. Dieser Zahlungsaufschub ist der Lieferantenkredit, auch Handels- oder Warenkredit genannt.

Er ist eine der alltäglichsten und grundlegendsten Finanzierungsformen im Geschäftsleben. Anstatt zur Bank zu gehen und einen formellen Kreditantrag zu stellen, erhalten Sie diese Finanzierung quasi automatisch als Teil der Geschäftsbeziehung. Die Dauer dieses Kredits entspricht dem vereinbarten Zahlungsziel. Er dient primär der Überbrückung des Zeitraums zwischen dem Wareneingang und dem Zeitpunkt, an dem Sie durch den Weiterverkauf der Ware selbst Einnahmen erzielen.

Oft sind mit dem Lieferantenkredit spezielle Konditionen verbunden, die einen Anreiz zur schnellen Zahlung bieten. Das zentrale Element hierbei ist das Skonto. Eine typische Klausel lautet: „Zahlbar innerhalb von 30 Tagen netto, bei Zahlung innerhalb von 14 Tagen 2 % Skonto“. Das bedeutet: Sie können die vollen 30 Tage ausnutzen und den vollen Betrag bezahlen. Oder Sie bezahlen innerhalb von 14 Tagen und dürfen 2 % vom Rechnungsbetrag abziehen. Genau hier liegt der Kern des Lieferantenkredits: Er ist nicht kostenlos, wenn man die vollen 30 Tage nutzt. Der Preis ist der Verzicht auf den Skontoabzug.

Die Vorteile: Warum der Lieferantenkredit so attraktiv ist

Der Lieferantenkredit ist in der österreichischen Unternehmenslandschaft weit verbreitet, und das aus guten Gründen. Seine Attraktivität speist sich aus einer Kombination von Einfachheit, Geschwindigkeit und Flexibilität, die ihn besonders für Klein- und Mittelbetriebe (KMU) zu einem wertvollen Instrument machen.

Unkompliziert und schnell verfügbar

Der wohl größte Vorteil ist die unbürokratische Abwicklung. Im Gegensatz zu einem Bankkredit, der oft langwierige Antragsverfahren, Bonitätsprüfungen und die Bereitstellung von Sicherheiten erfordert, entsteht der Lieferantenkredit formlos im Rahmen der Geschäftsbeziehung. Sobald Sie als verlässlicher Kunde etabliert sind, wird Ihnen dieser Kredit quasi automatisch mit jeder Lieferung gewährt. Es gibt keine separaten Verträge oder mühsamen Papierkram. Diese unmittelbare Verfügbarkeit ermöglicht es Unternehmen, schnell auf Marktchancen zu reagieren oder kurzfristige Engpässe ohne Verzögerung zu überbrücken.

Flexibilität für Ihr Unternehmen

Der Lieferantenkredit bietet eine enorme finanzielle Flexibilität. Er hilft, das sogenannte Working Capital – das für den laufenden Betrieb notwendige Kapital – zu managen. Unternehmen können Waren einkaufen und weiterverarbeiten oder verkaufen, bevor die Rechnung fällig wird. Dadurch wird der eigene Cashflow geschont. Besonders in Branchen mit saisonalen Schwankungen oder bei großen Aufträgen, die eine hohe Vorfinanzierung von Material erfordern, ist diese Pufferzone Gold wert. Der Lieferantenkredit passt sich dynamisch dem Geschäftsvolumen an: Kaufen Sie mehr ein, steigt automatisch Ihr Kreditrahmen.

Stärkung der Geschäftsbeziehung

Auch wenn es auf den ersten Blick nur um Zahlen geht, hat der Lieferantenkredit eine wichtige soziale Komponente. Ein Lieferant, der großzügige Zahlungsziele gewährt, zeigt Vertrauen in seine Kunden. Wenn Sie als Kunde diese Kredite verlässlich und pünktlich bedienen, stärkt das Ihre Reputation und die Geschäftsbeziehung. Eine solide, vertrauensvolle Partnerschaft kann sich langfristig in besseren Einkaufskonditionen, bevorzugter Belieferung bei Warenknappheit oder noch flexibleren Zahlungsmodalitäten auszahlen.

Die Schattenseite: Risiken und Kosten des Lieferantenkredits

Trotz seiner unbestreitbaren Vorteile birgt der Lieferantenkredit auch erhebliche Risiken und vor allem versteckte Kosten. Die bequeme Verfügbarkeit kann dazu verleiten, die wahren finanziellen Implikationen zu übersehen. Wer die Funktionsweise nicht vollständig versteht, tappt schnell in eine teure Kostenfalle, die die Liquidität des Unternehmens stärker belasten kann als ein herkömmlicher Bankkredit.

Der hohe Preis des Zahlungsziels: Der Skonto

Das zentrale Risiko liegt im Verzicht auf den angebotenen Skonto. Viele Unternehmer betrachten den Skonto als netten Bonus oder Rabatt. Das ist ein gefährlicher Trugschluss. Wissenschaftlich und betriebswirtschaftlich korrekt betrachtet, ist der Skontobetrag der Zins, den Sie für die Inanspruchnahme des Kredits über die Skontofrist hinaus bezahlen. Wenn Sie die Rechnung also nicht innerhalb der kürzeren Frist (z. B. 14 Tage) begleichen, sondern das volle Zahlungsziel (z. B. 30 Tage) ausnutzen, zahlen Sie für diese zusätzlichen 16 Tage Kredit einen extrem hohen Preis. Dieser implizite Zinssatz ist oft um ein Vielfaches höher als der Zinssatz für einen Kontokorrentkredit bei Ihrer Hausbank. Die Nichtausschöpfung des Skontos ist einer der teuersten Finanzierungsfehler, den ein Unternehmen machen kann.

Gefahr der Überschuldung und Abhängigkeit

Die einfache Verfügbarkeit kann zu einer unkontrollierten Ausweitung der Verbindlichkeiten führen. Da kein formeller Genehmigungsprozess stattfindet, fehlt oft der kritische Blick auf die Gesamtverschuldung. Unternehmen könnten versucht sein, mehr zu bestellen, als sie eigentlich benötigen oder bezahlen können, was schnell zu einem Schuldenberg führt. Zudem entsteht eine starke Abhängigkeit vom Lieferanten. Gerät das Unternehmen in Zahlungsschwierigkeiten und kann die Rechnungen nicht mehr fristgerecht begleichen, leidet nicht nur die Geschäftsbeziehung. Im schlimmsten Fall kann der Lieferant die Belieferung einstellen, was den gesamten Geschäftsbetrieb lahmlegen kann. Diese Abhängigkeit schränkt zudem die Verhandlungsmacht bei zukünftigen Preis- und Konditionsgesprächen erheblich ein.

Die Zinsfalle: So berechnen Sie die wahren Kosten

Die größte Gefahr des Lieferantenkredits ist seine scheinbare Kostenlosigkeit. Doch die Kosten sind real und oft exorbitant hoch. Um eine fundierte unternehmerische Entscheidung zu treffen, ist es unerlässlich, den effektiven Jahreszinssatz zu berechnen, der bei Verzicht auf den Skonto anfällt. Nur so können Sie die Kosten fair mit anderen Finanzierungsalternativen, wie dem Kontokorrentkredit Ihrer Bank, vergleichen.

Die Formel zur Berechnung des effektiven Jahreszinssatzes ist einfacher, als sie auf den ersten Blick scheint. Sie setzt den prozentualen Preisnachlass (Skontosatz) ins Verhältnis zum Kreditzeitraum (Differenz aus Zahlungsziel und Skontofrist) und rechnet diesen Wert auf ein ganzes Jahr hoch.

Die Formel lautet:

Effektiver Jahreszins (%) = (Skontosatz / (Zahlungsziel in Tagen – Skontofrist in Tagen)) * (365 / 100)

Dieser Wert zeigt Ihnen, wie viel Prozent Zinsen Sie pro Jahr für den Kredit zahlen, den Sie durch die Nichtnutzung des Skontos in Anspruch nehmen.

Ein konkretes Rechenbeispiel

Nehmen wir die in Österreich sehr gängige Zahlungskondition: „Zahlbar innerhalb von 30 Tagen, bei Zahlung innerhalb von 10 Tagen abzüglich 3 % Skonto.“

Setzen wir die Werte in die Formel ein:

  • Skontosatz: 3 %
  • Zahlungsziel: 30 Tage
  • Skontofrist: 10 Tage

Berechnung:

Kreditzeitraum = 30 Tage – 10 Tage = 20 Tage

Zinssatz für den Kreditzeitraum = 3 %

Effektiver Jahreszins = (3 / 20) * (365 / 100) = 0,15 * 3,65 = 54,75 %

Das Ergebnis ist ernüchternd: Wenn Sie auf die 3 % Skonto verzichten, um die Rechnung erst nach 30 statt nach 10 Tagen zu bezahlen, nehmen Sie für diese 20 Tage einen Kredit auf, der einem Jahreszinssatz von über 54 % entspricht. Ein typischer Kontokorrentkredit bei einer Bank liegt aktuell (je nach Bonität) zwischen 5 % und 10 %. Es wäre also finanziell weitaus klüger, den Kontokorrentkredit kurzfristig zu nutzen, um die Rechnung pünktlich innerhalb der Skontofrist zu bezahlen und den Skonto mitzunehmen.

Der Lieferantenkredit im Vergleich zu anderen Finanzierungsformen

Um die Rolle des Lieferantenkredits strategisch richtig einzuordnen, ist ein Vergleich mit anderen kurzfristigen Finanzierungsinstrumenten unerlässlich. Jede Form hat spezifische Vor- und Nachteile in Bezug auf Kosten, Aufwand und Voraussetzungen. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die gängigsten Alternativen für österreichische Betriebe.

Finanzierungsform Kosten Geschwindigkeit & Aufwand Voraussetzungen Ideal für…
Lieferantenkredit (Skonto nicht genutzt) Sehr hoch (oft >20 % p.a.) Sehr schnell, kein Aufwand Bestehende Geschäftsbeziehung Absolute Notfälle, wenn keine andere Option verfügbar ist.
Lieferantenkredit (Skonto genutzt) Keine (effektiv zinslos) Schnell, kein Aufwand Bestehende Geschäftsbeziehung, ausreichende Liquidität Die tägliche Warenfinanzierung als Standardfall.
Kontokorrentkredit (Überziehungskredit) Moderat (z.B. 5-10 % p.a.) Schnell verfügbar nach einmaliger Einrichtung Gute Bonität, Bankbeziehung, oft Sicherheiten Die Finanzierung des Skontos und die Überbrückung kurzfristiger Liquiditätsspitzen.
Factoring Moderat bis hoch (Gebühren + Zinsen) Schnell, aber Einrichtungsaufwand Ausreichend hohe und werthaltige Forderungen Unternehmen mit langen Zahlungszielen bei eigenen Kunden, zur Verbesserung der Liquidität.
Kurzfristiger Bankkredit Niedrig bis moderat Mittel bis langsam, hoher Aufwand Sehr gute Bonität, Businessplan, Sicherheiten Geplante, größere Investitionen oder zur Umschuldung teurerer Kredite.

Diese Übersicht zeigt deutlich: Der Lieferantenkredit ist ein zweischneidiges Schwert. Die Nutzung des Skontos sollte immer das oberste Ziel sein. Wenn die eigene Liquidität dafür nicht ausreicht, ist die Aufnahme eines günstigeren Kontokorrentkredits fast immer die wirtschaftlich sinnvollere Entscheidung, anstatt auf den Skonto zu verzichten. Die bewusste Entscheidung gegen den Skonto ist nur in absoluten Ausnahmefällen zu rechtfertigen und sollte niemals zur Regel werden.

Strategische Nutzung: Den Lieferantenkredit optimal einsetzen

Ein Lieferantenkredit ist mehr als nur eine Zahlungsfrist. Richtig gemanagt, wird er zu einem strategischen Hebel für die Finanzstabilität und das Wachstum Ihres Unternehmens. Der Schlüssel liegt darin, ihn nicht passiv hinzunehmen, sondern aktiv zu gestalten und in die gesamte Finanzplanung zu integrieren. Ein proaktiver Ansatz verwandelt eine potenzielle Kostenfalle in einen echten Wettbewerbsvorteil.

Liquiditätsplanung als A und O

Die Grundlage für jede strategische Nutzung ist eine sorgfältige und vorausschauende Liquiditätsplanung. Erfassen Sie alle eingehenden Rechnungen systematisch mit Fälligkeitsdatum und Skontofrist. Ein einfaches Tabellenkalkulationsprogramm oder eine Buchhaltungssoftware kann hier Wunder wirken. Planen Sie Ihre Cashflows so, dass Sie stets über die nötigen Mittel verfügen, um Skonti ausnahmslos ziehen zu können. Dies muss oberste Priorität haben. Betrachten Sie den Skontobetrag nicht als Ersparnis, sondern als festen Bestandteil Ihrer Marge. Der Verzicht darauf ist ein direkter Verlust.

Verhandlungsgeschick mit Lieferanten

Die auf der Rechnung angedruckten Konditionen sind nicht in Stein gemeißelt. Besonders bei langjährigen und verlässlichen Geschäftsbeziehungen gibt es oft erheblichen Verhandlungsspielraum. Sprechen Sie aktiv mit Ihren wichtigsten Lieferanten. Fragen Sie nach besseren Konditionen: eine längere Skontofrist, einen höheren Skontosatz oder ein verlängertes Netto-Zahlungsziel. Argumentieren Sie mit Ihrer Zahlungsmoral, Ihrem Einkaufsvolumen oder bieten Sie im Gegenzug größere Abnahmemengen an. Schon eine kleine Verbesserung, zum Beispiel von 2 % auf 3 % Skonto, hat einen enormen positiven Effekt auf Ihre Rentabilität über das Jahr gerechnet.

Die Skontofinanzierung durch die Bank

Die wichtigste strategische Überlegung ist die Trennung von Warenkauf und Finanzierung. Die Regel sollte lauten: Immer den Skonto ziehen. Wenn die eigene Liquidität nicht ausreicht, um die Rechnung innerhalb der Skontofrist zu bezahlen, ist der Gang zur Bank die logische Konsequenz. Nutzen Sie Ihren Kontokorrentkredit, um die Rechnung pünktlich zu begleichen. Wie unser Rechenbeispiel gezeigt hat, sind die Zinsen für den Kontokorrentkredit (z. B. 8 %) deutlich niedriger als die Kosten des Lieferantenkredits bei Skontoverzicht (z. B. 54 %). Sie sparen die Differenz und beweisen Ihrem Lieferanten gleichzeitig Ihre Zuverlässigkeit, was Ihre Verhandlungsposition für die Zukunft weiter stärkt.

Die rechtliche und buchhalterische Perspektive in Österreich

Für einen korrekten und professionellen Umgang mit dem Lieferantenkredit ist es wichtig, auch die rechtlichen und buchhalterischen Rahmenbedingungen in Österreich zu kennen. Diese Perspektiven helfen, Risiken wie Verzugszinsen zu vermeiden und die finanzielle Gesundheit des Unternehmens korrekt in der Bilanz abzubilden.

Rechtliche Grundlagen im Unternehmensgesetzbuch (UGB)

Die grundlegenden Regeln für Geschäftsbeziehungen zwischen Unternehmen sind im österreichischen Unternehmensgesetzbuch (UGB) festgelegt. Besonders relevant ist hier der Paragraph zu Zahlungsverzug. Wenn Sie das vereinbarte Zahlungsziel (z. B. 30 Tage netto) überschreiten, geraten Sie automatisch in Verzug. Der Lieferant ist dann berechtigt, gesetzliche Verzugszinsen zu verrechnen. Deren Höhe ist für Geschäfte zwischen Unternehmen (B2B) variabel und orientiert sich am Basiszinssatz, liegt aber aktuell bei 9,2 Prozentpunkten über diesem. Zusätzlich kann der Lieferant eine Mahnpauschale von 40 Euro sowie weitere Kosten für die Eintreibung der Forderung geltend machen. Eine pünktliche Zahlung ist also nicht nur eine Frage der guten Sitten, sondern vermeidet auch erhebliche Zusatzkosten und rechtliche Konsequenzen.

Buchhalterische Erfassung

Aus buchhalterischer Sicht ist der Lieferantenkredit eine „Verbindlichkeit aus Lieferungen und Leistungen“. Bei Eingang der Rechnung wird diese als Verbindlichkeit auf der Passivseite der Bilanz verbucht. Sie erhöht damit die kurzfristigen Schulden und die Bilanzsumme. Die Bezahlung der Rechnung führt dann zu einer Reduktion der liquiden Mittel (Bank oder Kassa) und zum Ausbuchen der Verbindlichkeit.

Wird der Skonto genutzt, wird es etwas komplexer. Der Rechnungsbetrag wird zunächst voll als Verbindlichkeit eingebucht. Bei der Zahlung wird der Skontobetrag als Ertrag erfasst. Buchungstechnisch handelt es sich um einen Preisnachlass, der den Aufwand für den Wareneinkauf mindert und somit den Gewinn erhöht. Ein Beispiel: Bei einer Rechnung über 1.000 Euro und 2 % Skonto zahlen Sie nur 980 Euro. Die Verbindlichkeit von 1.000 Euro wird ausgebucht, 980 Euro fließen vom Bankkonto ab und die Differenz von 20 Euro wird als „erhaltene Skonti“ erfolgswirksam verbucht. Diese korrekte Verbuchung ist für eine transparente und exakte Gewinn- und Verlustrechnung unerlässlich.

Fazit: Ein mächtiges Werkzeug mit Verantwortung

Der Lieferantenkredit ist weit mehr als nur eine Zahlungsmodalität. Er ist eine der fundamentalsten und am häufigsten genutzten Finanzierungsquellen für österreichische Unternehmen. Seine Stärke liegt in der unkomplizierten und schnellen Verfügbarkeit, die es Betrieben ermöglicht, flexibel auf die Anforderungen des Marktes zu reagieren und ihren täglichen Betrieb aufrechtzuerhalten. Er ist ein unverzichtbarer Baustein im Working-Capital-Management und stärkt bei richtiger Handhabung die Beziehung zu wichtigen Geschäftspartnern.

Gleichzeitig ist er jedoch ein zweischneidiges Schwert. Die wahre Gefahr lauert in den versteckten Kosten, die durch den Verzicht auf den Skonto entstehen. Wie die Berechnungen unmissverständlich zeigen, verwandelt sich der Lieferantenkredit ohne Skontonutzung in eine extrem teure Finanzierungsfalle, deren Zinssätze die von Bankkrediten um ein Vielfaches übersteigen können. Die Bequemlichkeit darf nicht über die wirtschaftliche Vernunft siegen.

Die Quintessenz für jeden verantwortungsvollen Unternehmer lautet daher: Nutzen Sie den Lieferantenkredit strategisch. Die Priorität muss immer darauf liegen, den Skonto zu realisieren. Ist die Liquidität dafür nicht vorhanden, ist der Griff zum günstigeren Kontokorrentkredit die klügere Wahl. Eine proaktive Verhandlung von Konditionen und eine disziplinierte Liquiditätsplanung sind die entscheidenden Faktoren, um dieses mächtige Werkzeug nicht zur Belastung, sondern zu einem echten Motor für den unternehmerischen Erfolg zu machen.

Wichtige Fragen und Antworten

Ist ein Lieferantenkredit immer die teuerste Finanzierungsform?

Nein, ganz im Gegenteil. Wenn Sie den angebotenen Skonto nutzen, indem Sie fristgerecht bezahlen, ist der Lieferantenkredit eine faktisch zinslose und damit extrem günstige Finanzierung. Er wird nur dann zu einer sehr teuren Finanzierungsform, wenn Sie auf den Skonto verzichten und das volle Zahlungsziel ausnutzen.

Was passiert, wenn ich das Zahlungsziel überschreite?

Wenn Sie die Rechnung auch nach Ablauf des Netto-Zahlungsziels nicht begleichen, geraten Sie in Zahlungsverzug. Ihr Lieferant kann Ihnen dann gesetzliche Verzugszinsen (in Österreich im B2B-Bereich 9,2 Prozentpunkte über dem Basiszinssatz) und eine Mahnpauschale verrechnen. Viel wichtiger ist jedoch der Schaden für die Geschäftsbeziehung, der bis zu einem Lieferstopp führen kann.

Kann ich über die Konditionen eines Lieferantenkredits verhandeln?

Ja, unbedingt. Die aufgedruckten Zahlungskonditionen sind eine Verhandlungsbasis. Besonders als guter und langjähriger Kunde haben Sie oft die Möglichkeit, bessere Bedingungen wie einen höheren Skontosatz oder längere Zahlungsfristen auszuhandeln. Eine proaktive Kommunikation mit Ihren Lieferanten lohnt sich.

Für welche Unternehmensgröße ist der Lieferantenkredit besonders relevant?

Er ist für alle Unternehmensgrößen ein wichtiges Instrument. Eine besondere Bedeutung hat er jedoch für Klein- und Mittelunternehmen (KMU) sowie für Start-ups. Für diese Gruppen stellt er oft die einfachste und schnellste Möglichkeit dar, an kurzfristige Liquidität zu gelangen, ohne die hohen Hürden einer klassischen Bankenfinanzierung überwinden zu müssen.

Wie wirkt sich ein Lieferantenkredit auf meine Bilanz aus?

Der Lieferantenkredit wird auf der Passivseite der Bilanz unter dem Posten „Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen“ ausgewiesen. Er erhöht die kurzfristigen Schulden des Unternehmens und damit auch die Bilanzsumme. Die Tilgung der Verbindlichkeit reduziert die liquiden Mittel und die Bilanzsumme wieder.

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