- Struktur ist alles: Die Ideenphase ist kein zufälliger Geistesblitz, sondern ein strukturierter Prozess, der Risiken minimiert und die Erfolgschancen deutlich erhöht.
- Problem zuerst, dann Lösung: Erfolgreiche Startups lösen relevante Probleme für eine klar definierte Zielgruppe. Die Suche nach dem Problem steht immer am Anfang.
- Kreativität ist lernbar: Mit etablierten Methoden wie SCAMPER oder Brainstorming können Sie systematisch innovative Ideen entwickeln und bestehende Konzepte weiterdenken.
- Schnell validieren, günstig scheitern: Testen Sie Ihre Annahmen so früh wie möglich mit echten potenziellen Kunden. Ein Minimum Viable Product (MVP) oder einfache Tests sparen Zeit und Geld.
- Österreich bietet Unterstützung: Nutzen Sie die vielfältigen Förder- und Beratungsangebote in Österreich, wie jene vom Austria Wirtschaftsservice (aws) oder der FFG, um Ihre Idee auf das nächste Level zu heben.
Die Bedeutung der Ideenphase: Warum ein solides Fundament entscheidend ist
Viele angehende Gründerinnen und Gründer glauben, der Erfolg eines Startups hänge von einem einzigen, genialen Geistesblitz ab. Die Realität sieht jedoch anders aus. Die Ideenphase ist weit mehr als nur das Warten auf eine Erleuchtung. Sie ist das entscheidende Fundament, auf dem Ihr gesamtes Unternehmen aufgebaut wird. Ein Fehler in dieser frühen Phase, eine falsche Annahme oder ein unzureichend verstandenes Kundenproblem können später nur mit enormem Aufwand an Zeit und Geld korrigiert werden – wenn überhaupt. Statistiken, unter anderem von CB Insights, zeigen immer wieder, dass der häufigste Grund für das Scheitern von Startups nicht fehlendes Kapital ist, sondern das Entwickeln eines Produkts, für das es keinen Marktbedarf gibt.
Stellen Sie sich vor, Sie bauen ein Haus. Würden Sie damit beginnen, Wände hochzuziehen, ohne einen Bauplan und ein stabiles Fundament? Wohl kaum. Genauso verhält es sich mit einer Unternehmensgründung. Die Ideenphase ist Ihr Bauplan. Hier legen Sie fest, welches Problem Sie für wen lösen, wie Ihre Lösung aussieht und warum Kunden genau Ihnen dafür Geld geben sollten. Ein strukturierter Ansatz hilft Ihnen, Ihre anfängliche Begeisterung in ein tragfähiges Konzept zu verwandeln. Sie lernen, Ihre Idee kritisch zu hinterfragen, Annahmen zu testen und das Risiko zu minimieren, bevor Sie wertvolle Ressourcen investieren. Gerade im kompetitiven österreichischen Markt ist ein durchdachtes Vorgehen von Anfang an ein unschätzbarer Vorteil.
Der Ausgangspunkt: Probleme finden, die es zu lösen gilt
Die beste Geschäftsidee ist wertlos, wenn sie kein echtes Problem löst. Anstatt sich in eine vermeintlich geniale Lösung zu verlieben, sollten Sie Ihre Energie zu Beginn darauf konzentrieren, ein relevantes Problem für eine bestimmte Zielgruppe zu identifizieren und zu verstehen. Dieser Ansatz wird als „Problem-Solution-Fit“ bezeichnet und ist die erste und wichtigste Hürde für jedes Startup. Ein starkes Problem ist oft der Nährboden für die innovativsten Unternehmen. Denken Sie an Airbnb: Das Problem war nicht nur, dass Hotels teuer waren, sondern auch, dass es keine einfache Möglichkeit gab, private Unterkünfte zu finden und zu vermieten.
Aber wie findet man solche Probleme? Es gibt mehrere bewährte Wege:
Beobachten Sie Ihre Umgebung
Achten Sie im Alltag auf Ineffizienzen, Frustrationen und umständliche Prozesse. Was nervt Sie selbst? Worüber beschweren sich Freunde, Familie oder Kollegen immer wieder? Oft liegen die besten Ideen direkt vor uns. Vielleicht ärgern Sie sich über die komplizierte Organisation von Fahrgemeinschaften zur Uni oder die unübersichtliche Verwaltung von Vereinsmitgliedschaften. Notieren Sie sich diese „Pain Points“.
Sprechen Sie mit Menschen
Gehen Sie raus und führen Sie Gespräche! Suchen Sie sich eine Zielgruppe aus, die Sie interessiert – zum Beispiel Studenten, junge Eltern in Wien oder kleine Handwerksbetriebe im Burgenland – und fragen Sie sie nach ihren größten Herausforderungen im Alltag oder Berufsleben. Hören Sie mehr zu, als Sie reden. Empathie ist hier Ihr wichtigstes Werkzeug. Verstehen Sie die Emotionen hinter den Problemen. Es geht nicht darum, Ihre Idee zu verkaufen, sondern darum, die Welt aus den Augen Ihrer potenziellen Kunden zu sehen.
Nutzen Sie Ihre eigene Expertise
Oft entstehen die besten Ideen aus der eigenen Berufserfahrung oder einem tiefen Hobby. Wenn Sie seit Jahren in einer bestimmten Branche arbeiten, kennen Sie deren Schwachstellen wahrscheinlich besser als jeder Außenstehende. Dieses Fachwissen ist ein enormer Vorteil, um ein spezifisches Problem zu identifizieren, das andere vielleicht übersehen.
Kreativitätstechniken zur Ideenfindung: Von Brainstorming bis SCAMPER
Sobald Sie ein vielversprechendes Problemfeld identifiziert haben, beginnt die eigentliche Ideenfindung. Kreativität ist keine magische Gabe, sondern eine Fähigkeit, die man trainieren kann. Strukturierte Kreativitätstechniken helfen Ihnen, über den Tellerrand zu blicken und eine Vielzahl von möglichen Lösungen zu generieren. In dieser Phase gilt: Quantität vor Qualität. Sammeln Sie so viele Ideen wie möglich, ohne sie sofort zu bewerten. Die kritische Analyse folgt erst in einem späteren Schritt. Diese Trennung von Ideenproduktion und Bewertung ist entscheidend für den kreativen Prozess.
Klassisches Brainstorming und seine Varianten
Das klassische Brainstorming kennt jeder: Eine Gruppe wirft wild Ideen zu einem Thema in den Raum. Wichtig sind hier die Regeln: Keine Kritik, auf den Ideen anderer aufbauen, verrückte Ideen sind willkommen. Eine effektive Variante ist das Reverse Brainstorming. Anstatt zu fragen „Wie können wir Problem X lösen?“, fragen Sie „Wie könnten wir Problem X verschlimmern?“ oder „Wie könnten wir sicherstellen, dass unser Produkt scheitert?“. Das deckt potenzielle Risiken auf und führt oft auf Umwegen zu überraschenden Lösungen.
Die SCAMPER-Methode: Systematische Ideen-Evolution
SCAMPER ist eine mächtige Checkliste, um bestehende Produkte, Dienstleistungen oder Prozesse systematisch zu hinterfragen und zu verbessern. Sie gehen dabei sieben verschiedene Denkrichtungen durch. Diese Methode zwingt Sie, eine Idee aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und neue Potenziale zu entdecken.
Buchstabe | Bedeutung (Englisch/Deutsch) | Leitfrage & Beispiel (für ein Fahrrad) |
---|---|---|
S | Substitute (Ersetzen) | Was kann ich ersetzen? Beispiel: Ersetze die Kette durch einen Riemenantrieb. |
C | Combine (Kombinieren) | Was kann ich kombinieren? Beispiel: Kombiniere das Fahrrad mit einem Elektromotor (E-Bike). |
A | Adapt (Anpassen) | Was kann ich anpassen? Beispiel: Passe den Rahmen an, sodass er faltbar ist (Faltrad). |
M | Modify (Verändern) | Was kann ich vergrößern/verkleinern? Beispiel: Vergrößere die Reifen für unwegsames Gelände (Fatbike). |
P | Put to another use (Anders verwenden) | Kann ich es anders nutzen? Beispiel: Nutze ein stationäres Fahrrad zur Stromerzeugung. |
E | Eliminate (Entfernen) | Was kann ich weglassen? Beispiel: Entferne die Pedale und den Sattel (Laufrad für Kinder). |
R | Reverse (Umkehren) | Was kann ich umkehren/neu anordnen? Beispiel: Der Fahrer sitzt hinten, die Ladefläche ist vorne (Lastenrad). |
Die erste Bewertung: Ideen filtern und Prioritäten setzen
Nachdem Sie eine Fülle von Ideen generiert haben, folgt der entscheidende Schritt der Selektion. Nicht jede Idee ist eine gute Geschäftsidee. Es ist wichtig, nun mit einem kritischen, aber konstruktiven Blick die Spreu vom Weizen zu trennen. Das Ziel ist nicht, die „perfekte“ Idee zu finden, sondern jene ein bis zwei Ideen zu identifizieren, die das größte Potenzial haben und die Sie im nächsten Schritt weiter untersuchen wollen. Dieser Filterprozess sollte auf rationalen Kriterien basieren, nicht nur auf Bauchgefühl. Fragen Sie sich ehrlich: Welche dieser Ideen begeistert mich persönlich am meisten? Ihre eigene Leidenschaft ist ein wichtiger Treibstoff für die anstrengende Gründungsphase.
Marktpotenzial und Zielgruppe
Eine zentrale Frage lautet: Gibt es überhaupt einen ausreichend großen Markt für diese Lösung? Eine Idee kann technisch brillant sein, aber wenn nur eine Handvoll Menschen bereit ist, dafür zu zahlen, wird sie kein tragfähiges Geschäft. Schätzen Sie grob die Größe Ihrer Zielgruppe ab. Ist der Markt wachsend, stagnierend oder schrumpfend? Untersuchen Sie auch den Wettbewerb. Gibt es bereits ähnliche Lösungen? Das muss kein schlechtes Zeichen sein – es beweist, dass ein Markt existiert. Ihre Aufgabe ist es dann, herauszufinden, wie Sie sich differenzieren können. Bieten Sie einen besseren Service, einen niedrigeren Preis oder eine spezifische Funktion, die den Konkurrenten fehlt?
Ressourcen- und Kompetenz-Check
Seien Sie brutal ehrlich zu sich selbst. Passt die Idee zu Ihren Fähigkeiten, Ihrem Wissen und Ihren Ressourcen? Eine hochinnovative App zu entwickeln, ist schwierig, wenn niemand im Team programmieren kann. Ein kapitalintensives Produktionsunternehmen zu gründen, ist ohne Zugang zu Finanzmitteln kaum möglich. Bewerten Sie, welche Kompetenzen Sie für die Umsetzung benötigen (z.B. Technik, Marketing, Vertrieb) und welche Sie bereits besitzen. Überlegen Sie, wo Lücken bestehen und wie Sie diese schließen könnten – zum Beispiel durch einen Co-Founder, Mitarbeiter oder externe Partner.
Vom Geistesblitz zur Hypothese: Die Idee greifbar machen
Eine gefilterte Idee ist immer noch eine abstrakte Vorstellung. Um sie überprüfbar zu machen, müssen Sie sie in eine konkrete Form bringen. In der modernen Startup-Welt hat sich hierfür die Methodik des „Lean Startup“ etabliert. Der Kerngedanke ist, eine Geschäftsidee nicht als festen Plan, sondern als eine Reihe von Annahmen (Hypothesen) zu betrachten, die systematisch getestet werden müssen. Statt monatelang im stillen Kämmerlein an einem perfekten Businessplan zu feilen, formulieren Sie Ihre Kernannahmen und suchen so schnell wie möglich nach Beweisen oder Gegenbeweisen am Markt.
Das Lean Canvas als Werkzeug
Ein hervorragendes Werkzeug, um Ihre Idee zu strukturieren, ist das Lean Canvas. Es ist eine Abwandlung des bekannteren Business Model Canvas und speziell auf die Bedürfnisse von Startups in der Frühphase zugeschnitten. Auf einer einzigen Seite visualisieren Sie die neun wichtigsten Bausteine Ihres Geschäftsmodells. Dazu gehören das Problem, die Lösung, die Zielgruppe, das Alleinstellungsmerkmal (Unique Value Proposition), die Vertriebskanäle, die Einnahmequellen und die Kostenstruktur. Das Ausfüllen eines Lean Canvas zwingt Sie, Ihre Gedanken zu ordnen und Lücken in Ihrer Logik schonungslos aufzudecken. Es ist ein lebendiges Dokument, das Sie im Laufe des Validierungsprozesses immer wieder anpassen werden.
Formulierung von Test-Hypothesen
Basierend auf Ihrem Lean Canvas leiten Sie nun konkrete Hypothesen ab. Eine Hypothese ist eine überprüfbare Aussage. Die riskantesten Annahmen sollten Sie zuerst testen. Beispiele für solche Hypothesen könnten sein:
- Problem-Hypothese: „Wir glauben, dass Klein- und Mittelbetriebe in Österreich mehr als 5 Stunden pro Woche für die manuelle Erstellung von Social-Media-Inhalten aufwenden.“
- Lösungs-Hypothese: „Wir glauben, dass diese Betriebe bereit sind, 50 Euro pro Monat für ein Tool zu zahlen, das diesen Prozess auf 1 Stunde reduziert.“
Diese Hypothesen sind spezifisch und messbar. Ihr Ziel ist es nun, Experimente zu entwerfen, die diese Annahmen entweder bestätigen (validieren) oder widerlegen (invalidieren).
Validierung am Markt: Erste Schritte aus dem Elfenbeinturm
Die Validierungsphase ist der Moment der Wahrheit. Es ist an der Zeit, das Büro zu verlassen („get out of the building“, wie es in der Startup-Szene heißt) und Ihre Hypothesen mit echten, potenziellen Kunden zu konfrontieren. Das Ziel ist es, mit minimalem Aufwand maximales Feedback zu sammeln. Es geht nicht darum, etwas zu verkaufen, sondern darum zu lernen. Jedes Gespräch, jede Interaktion ist ein wertvoller Datenpunkt, der Ihnen hilft, Ihre Idee zu schärfen, anzupassen oder im Extremfall auch zu verwerfen. Ein schnelles Scheitern in dieser Phase ist kein Versagen, sondern ein Segen – es bewahrt Sie davor, Zeit und Geld in eine Idee zu investieren, die niemand will.
Kundeninterviews führen: Die Kunst der richtigen Fragen
Das wichtigste Werkzeug in der frühen Validierung ist das qualitative Kundeninterview. Suchen Sie gezielt nach Personen, die Ihrer definierten Zielgruppe entsprechen. Bitten Sie um ein kurzes Gespräch (15-20 Minuten), um über ihre Herausforderungen in einem bestimmten Bereich zu sprechen. Vermeiden Sie es, Ihre Lösungsidee vorzustellen. Konzentrieren Sie sich stattdessen darauf, das Problem zu verstehen. Stellen Sie offene Fragen wie:
- „Erzählen Sie mir vom letzten Mal, als Sie versucht haben, X zu tun.“
- „Was ist das Schwierigste daran?“
- „Wie lösen Sie dieses Problem heute? Was haben Sie schon ausprobiert?“
- „Wenn Sie einen Zauberstab hätten, was würden Sie an diesem Prozess ändern?“
Hören Sie genau zu und achten Sie auf Emotionen und wiederkehrende Muster.
Landing Pages und „Fake-Door“-Tests
Um das Interesse an Ihrer konkreten Lösung zu testen, können Sie eine einfache Webseite (Landing Page) erstellen. Beschreiben Sie darauf klar den Nutzenversprechen Ihrer Idee. Anstatt eines „Kaufen“-Buttons gibt es einen Button mit der Aufschrift „Mehr erfahren“ oder „Für frühen Zugang anmelden“. Die Anzahl der Klicks oder E-Mail-Anmeldungen ist ein starker Indikator für echtes Interesse. Ein sogenannter „Fake-Door“-Test geht noch einen Schritt weiter: Sie platzieren einen „Jetzt Kaufen“-Button. Klickt ein Nutzer darauf, landet er auf einer Seite, die erklärt, dass das Produkt noch in Entwicklung ist, und bietet an, sich für Updates einzutragen. Dies testet die tatsächliche Zahlungsbereitschaft.
Das Konzept ausarbeiten: Vom MVP zum Business-Konzept
Wenn Ihre Validierungsexperimente zeigen, dass Sie auf dem richtigen Weg sind – also ein echtes Problem gefunden haben und Ihre Lösungsidee auf Interesse stößt – beginnt die Phase der Konkretisierung. Jetzt wandeln Sie die validierten Hypothesen und das gesammelte Feedback in ein greifbares Konzept um. Das Ziel ist nicht mehr nur zu lernen, sondern das erste, minimal funktionsfähige Produkt zu definieren und die Grundlagen für Ihr Geschäftsmodell zu legen. Dies ist der Übergang von der reinen Ideen- zur beginnenden Umsetzungsphase.
Definition des Minimum Viable Product (MVP)
Das Minimum Viable Product (MVP) ist jene Version Ihres Produkts, die mit dem geringstmöglichen Aufwand erstellt werden kann, aber bereits den Kernnutzen für eine erste Gruppe von Nutzern (die „Early Adopters“) liefert. Es ist nicht die schlechteste oder billigste Version Ihres Produkts. Ein gutes MVP ist „viable“ (lebensfähig), das heißt, es löst das Kernproblem bereits so gut, dass erste Kunden bereit sind, es zu nutzen. Der Zweck des MVP ist es, den „Build-Measure-Learn“-Zyklus in Gang zu setzen: Sie bauen eine kleine Version, messen, wie echte Nutzer damit interagieren, und lernen aus diesen Daten für die Weiterentwicklung. Anstatt sechs Monate an zehn Features zu arbeiten, bauen Sie in sechs Wochen das eine, wichtigste Feature und bringen es auf den Markt.
Die Value Proposition schärfen
Basierend auf dem Kundenfeedback können Sie nun Ihr Wertversprechen (Value Proposition) präzise formulieren. Das ist der eine, klare Satz, der erklärt, welchen Nutzen Sie Ihren Kunden bieten und wie Sie sich vom Wettbewerb unterscheiden. Eine gute Value Proposition ist spezifisch, verständlich und auf den Schmerzpunkt des Kunden ausgerichtet. Beispiel: Statt „Wir sind eine Social-Media-Plattform“ (vage) wäre eine bessere Value Proposition „Wir helfen Restaurants in Wien, in 5 Minuten pro Tag professionelle Instagram-Stories zu erstellen und so mehr Gäste zu gewinnen“ (spezifisch und nutzenorientiert).
Förderungen und Unterstützung in Österreich: Wer hilft in der Frühphase?
Österreich verfügt über ein dichtes und vielfältiges Ökosystem zur Unterstützung von Startups, insbesondere in der kritischen Frühphase. Von finanziellen Zuschüssen über Beratung bis hin zu Netzwerkmöglichkeiten – es wäre fahrlässig, diese Angebote nicht zu kennen und zu nutzen. Bereits in der Ideen- und Konzeptphase können Sie von diesen Institutionen profitieren, um Ihre Idee zu validieren, einen ersten Prototypen zu finanzieren oder wertvolles Mentoring zu erhalten. Es zeigt auch potenziellen Investoren, dass Ihre Idee bereits von Experten geprüft und für förderungswürdig befunden wurde.
Austria Wirtschaftsservice (aws)
Das aws ist die zentrale Förderbank des Bundes für Unternehmensgründungen und -wachstum. Für die ganz frühe Phase sind vor allem zwei Programme relevant: aws Preseed und aws Seedfinancing. Mit aws Preseed können hochinnovative Deep-Tech- oder Hightech-Projekte in der Phase vor der eigentlichen Gründung einen Zuschuss von bis zu 200.000 Euro erhalten, um die technische und wirtschaftliche Machbarkeit zu prüfen. Das ist ideal, um von der Idee zum validierten Konzept und Prototypen zu kommen. Das aws bietet zudem zahlreiche Garantien und Beratungsleistungen, die den Zugang zu Bankkrediten erleichtern.
Die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft (FFG)
Wenn Ihre Geschäftsidee einen starken technologischen oder forschungsintensiven Kern hat, ist die FFG die richtige Anlaufstelle. Die FFG fördert Forschung und Entwicklung in Unternehmen mit einer breiten Palette von Programmen. Bereits in der Ideenphase kann der „FFG-Förderscheck“ helfen, die Machbarkeit einer innovativen Idee zu überprüfen. Für technologieorientierte Gründungen gibt es spezifische Programme, die den Aufbau von Know-how und die Entwicklung erster Prototypen unterstützen. Eine Beratung bei der FFG kann klären, welches Programm am besten zu Ihrem Vorhaben passt.
Lokale Inkubatoren und Acceleratoren
Neben den staatlichen Förderstellen gibt es in ganz Österreich eine wachsende Zahl von Inkubatoren (Brutkästen) und Acceleratoren (Beschleunigern). Diese Organisationen bieten oft ein Gesamtpaket aus Büroinfrastruktur, intensivem Coaching, Mentoring durch erfahrene Gründer und Zugang zu einem wertvollen Netzwerk an Investoren und Partnern. Bekannte Beispiele sind INiTS in Wien (akademischer Hightech-Inkubator), tech2b in Oberösterreich oder weXelerate. Die Aufnahme in ein solches Programm ist kompetitiv, aber der Mehrwert für die Entwicklung Ihres Konzepts ist enorm.
Wichtige Fragen und Antworten
Wie viel Zeit sollte ich für die Ideenphase einplanen?
Das ist sehr individuell und hängt von der Komplexität der Idee ab. Es gibt keine feste Regel. Wichtiger als die Dauer ist die Intensität und die Lernkurve. Planen Sie nicht in Monaten, sondern in erreichten Meilensteinen: Problem identifiziert, 20 Kundeninterviews geführt, Lean Canvas erstellt, Landing Page getestet. Die Phase kann wenige Wochen bis mehrere Monate dauern. Sie ist abgeschlossen, wenn Sie genügend Beweise (Validierung) haben, um mit gutem Gewissen den nächsten Schritt, z.B. die Entwicklung eines MVP, zu wagen.
Muss meine Idee komplett neu sein, um erfolgreich zu sein?
Nein, absolut nicht. Viele der erfolgreichsten Unternehmen der Welt basierten nicht auf einer radikal neuen Erfindung, sondern auf der besseren Umsetzung einer bestehenden Idee. Google war nicht die erste Suchmaschine und Facebook nicht das erste soziale Netzwerk. Der Schlüssel liegt oft in der besseren User Experience, einem cleveren Geschäftsmodell oder der Fokussierung auf eine spezifische Nische. Eine bestehende Idee zu verbessern („Innovation durch Exekution“) ist oft weniger riskant als eine komplett neue Kategorie zu schaffen.
Was ist der Unterschied zwischen einer Idee und einem Konzept?
Eine Idee ist ein erster, oft vager Gedanke oder Geistesblitz („Eine App, die Leuten beim Sprachenlernen hilft“). Ein Konzept ist die ausgearbeitete und validierte Form dieser Idee. Es beantwortet die Kernfragen: Welches spezifische Problem wird für welche Zielgruppe gelöst? Wie funktioniert die Lösung im Detail (MVP)? Wie wird damit Geld verdient? Ein Konzept basiert auf Annahmen, die durch erste Markttests (z.B. Interviews) bereits eine gewisse Bestätigung erfahren haben.
Brauche ich schon in der Ideenphase einen Businessplan?
Nein. Ein klassischer, 50-seitiger Businessplan ist in dieser frühen Phase Zeitverschwendung. Die Annahmen darin sind reine Spekulation. Nutzen Sie stattdessen flexible Werkzeuge wie das Lean Canvas. Es ist schneller, visuell und lässt sich leicht an neue Erkenntnisse anpassen. Ein detaillierter Businessplan wird erst relevant, wenn Sie einen Bankkredit beantragen oder mit sehr traditionellen Investoren sprechen, also typischerweise nach der Konzeptphase.
Wo finde ich Mitgründer (Co-Founder) in Österreich?
Die Suche nach passenden Mitgründern ist eine große Herausforderung. Gute Anlaufstellen sind Startup-Events, Meetups und Konferenzen (z.B. das „Fifteen Seconds Festival“ in Graz oder diverse „Startup-Live“-Events). Auch die österreichischen Inkubatoren und Acceleratoren sind exzellente Orte, um potenzielle Partner kennenzulernen. Sprechen Sie mit Professoren an Universitäten und Fachhochschulen, wenn Sie technisches Know-how suchen. Online-Plattformen und LinkedIn können ebenfalls hilfreich sein, aber persönliche Treffen sind unerlässlich, um die Chemie zu prüfen.
Image by: Fotoboy
https://www.pexels.com/@fotoboy-1662051319
Weiterführende Quellen:
- Tourismus Förderung & Inkubator – Business Plan Coaching. Gemeinsam mit einem ausgewählten Berater:innenkreis entwickeln wir dein Startup weiter! Wir glauben daran, dass jedes Start-Up eine …… (tech2b.at)
- Archive – Einzelgespräche zum Schutz der eigenen Innovation (optional). Entrepreneurship Skills. (Vor-) Gründungsphase Ideenphase. FH Salzburg, …… (startup-salzburg.at)
- INNO VAT IO N Innovation – Dabei umfasst der. Prozess die Ideenphase genauso wie auch die Konzeptfindung und Bewertung … ihnen helfen, viele neue Ideen zu finden, diese zu ordnen und …… (campus02.at)
- Evaluierung des Programms „Spin-off – Sep 30, 2024 … Startup Werkstatt Ideenphase. Für Mitarbeitende der Uni Graz … ren Ideen erfolgreiche Unternehmen zu machen. Fokus auf. High-Tech und …… (bmb.gv.at)
- DIGITAL SPORTS – Ursprünglich wurde es für Startups entwickelt und bietet eine Leitlinie, wie aus einer Geschäftsidee ein … Geschäftsmodell zu strukturieren. Es hilft …… (opus.campus02.at)