Der richtige Schutz für Ihr Business: Unternehmensversicherungen in Österreich erklärt

  • Existenzieller Schutz: Unternehmensversicherungen sind keine reinen Kostenfaktoren, sondern ein unverzichtbarer Schutz vor Risiken, die die Existenz Ihrer Firma bedrohen können.
  • Die drei Säulen: Die wichtigsten Versicherungen für fast jedes Unternehmen in Österreich sind die Betriebshaftpflicht-, die Inhalts- (Sach-) und die Betriebsunterbrechungsversicherung.
  • Individueller Bedarf: Der genaue Versicherungsbedarf ist stark von Ihrer Branche, der Unternehmensgröße und der Rechtsform abhängig. Ein IT-Dienstleister braucht einen anderen Schutz als ein Handwerksbetrieb.
  • Risikoanalyse als Basis: Eine sorgfältige Analyse Ihrer individuellen Geschäftsrisiken ist der erste und wichtigste Schritt zu einem maßgeschneiderten und kosteneffizienten Versicherungspaket.
  • Unterversicherung vermeiden: Achten Sie penibel auf die korrekte Versicherungssumme. Eine zu niedrig angesetzte Summe kann im Schadensfall zu empfindlichen Kürzungen der Versicherungsleistung führen.

Warum jede Firma in Österreich einen Versicherungsschutz braucht

Die Gründung und Führung eines Unternehmens ist eine Investition – nicht nur von Kapital, sondern auch von Zeit, Leidenschaft und Energie. Sie bauen etwas auf, schaffen Werte und tragen Verantwortung für sich, Ihre Mitarbeiter und Ihre Kunden. Doch der unternehmerische Alltag ist voller unvorhersehbarer Risiken. Ein kleiner Moment der Unachtsamkeit, ein unglücklicher Zufall oder ein Ereignis höherer Gewalt können schnell zu einer finanziellen Katastrophe führen und das gesamte Lebenswerk gefährden.

Stellen Sie sich vor, ein Kunde rutscht in Ihrem Geschäftslokal aus und verletzt sich schwer. Oder ein Kurzschluss löst einen Brand aus, der Ihre gesamte Ware und Betriebseinrichtung vernichtet. Vielleicht macht auch ein Mitarbeiter einen Fehler, der bei einem Kunden einen erheblichen finanziellen Schaden verursacht. Ohne den passenden Versicherungsschutz haften Sie in vielen Fällen mit dem gesamten Betriebs- oder sogar Ihrem Privatvermögen. Solche Ereignisse können selbst für gesunde Unternehmen schnell das wirtschaftliche Aus bedeuten und zum Konkurs führen.

Unternehmensversicherungen sind daher weit mehr als eine lästige Pflicht. Sie sind das finanzielle Sicherheitsnetz für Ihr Business. Sie fangen die finanziellen Folgen eines Schadens auf und ermöglichen es Ihnen, den Betrieb schnell wieder aufzunehmen. In manchen Branchen, etwa für Rechtsanwälte oder Architekten, ist eine Berufshaftpflichtversicherung sogar gesetzlich vorgeschrieben. Doch auch dort, wo keine Pflicht besteht, ist der richtige Schutz ein Zeichen von Professionalität und vorausschauendem Handeln. Er gibt Ihnen die Sicherheit, sich auf das zu konzentrieren, was Sie am besten können: Ihr Unternehmen erfolgreich zu führen.

Die wichtigsten Unternehmensversicherungen im Überblick

Die Welt der Versicherungen kann komplex wirken. Doch einige wenige Polizzen bilden das Fundament für einen soliden Schutz, den praktisch jedes Unternehmen in Österreich benötigt. Diese Kernversicherungen decken die häufigsten und gravierendsten Risiken des Geschäftsalltags ab.

Betriebshaftpflichtversicherung: Das unverzichtbare Fundament

Die Betriebshaftpflichtversicherung ist die wohl wichtigste Versicherung für jedes Unternehmen. Sie springt ein, wenn Sie oder Ihre Mitarbeiter bei der Ausübung Ihrer betrieblichen Tätigkeit Dritten einen Schaden zufügen. Gedeckt sind Personen-, Sach- und daraus resultierende Vermögensschäden.

Ein praktisches Beispiel: Ein Malerbetrieb führt Arbeiten in einer Wohnung durch. Ein Mitarbeiter stößt versehentlich eine teure Vase um (Sachschaden). Oder ein Kunde rutscht im Supermarkt auf einem nassen Boden aus und bricht sich ein Bein (Personenschaden). Die Betriebshaftpflicht übernimmt die Kosten für Reparaturen, Behandlungskosten, Schmerzensgeld und mögliche Verdienstausfälle. Gleichzeitig fungiert sie als eine Art „passiver Rechtsschutz“: Sie prüft die an Sie gestellten Ansprüche und wehrt unberechtigte Forderungen ab – notfalls auch vor Gericht.

Inhaltsversicherung (Sachversicherung): Schutz für Ihr Inventar

Was für Privatpersonen die Haushaltsversicherung ist, ist für Unternehmen die Inhaltsversicherung, oft auch Sachversicherung genannt. Sie schützt Ihr gesamtes bewegliches Inventar – also die Betriebseinrichtung, Maschinen, Waren und Vorräte – vor finanziellen Verlusten durch definierte Gefahren. Die klassischen Deckungen umfassen Schäden durch Feuer, Sturm, Leitungswasser und Einbruchdiebstahl.

Ein Brand kann Ihre gesamte Werkstatt lahmlegen, ein Wasserschaden das Warenlager unter Wasser setzen. Ohne Versicherung müssten Sie die Kosten für die Wiederbeschaffung aus eigener Tasche bezahlen. Die Inhaltsversicherung stellt sicher, dass Sie Ihre Arbeitsmittel schnell ersetzen und den Betrieb wieder aufnehmen können. Entscheidend ist hierbei die korrekte Ermittlung der Versicherungssumme, um eine gefährliche Unterversicherung zu vermeiden.

Betriebsunterbrechungsversicherung: Wenn der Betrieb stillsteht

Ein Sachschaden, wie ein Brand oder eine Überschwemmung, hat oft eine noch viel schlimmere Folge als der reine Verlust von Inventar: Der Betrieb steht still. Doch die Kosten laufen weiter – Miete, Leasingraten, Gehälter für Mitarbeiter. Gleichzeitig brechen die Einnahmen weg. Genau hier greift die Betriebsunterbrechungsversicherung (BUFT).

Sie ist die logische und essenzielle Ergänzung zur Inhaltsversicherung. Sie ersetzt Ihnen für einen vereinbarten Zeitraum (die sogenannte Haftzeit) sowohl die fortlaufenden Fixkosten als auch den entgangenen Gewinn. Damit sichert die BUFT die Liquidität Ihres Unternehmens in der kritischen Phase des Wiederaufbaus und bewahrt Sie vor der Insolvenz nach einem großen Sachschaden.

Spezielle Versicherungen für besondere Branchen und Risiken

Neben den grundlegenden Versicherungen gibt es eine Reihe von Spezialpolizzen, die auf die besonderen Risiken bestimmter Branchen oder Unternehmensformen zugeschnitten sind. Ein umfassendes Schutzkonzept berücksichtigt auch diese spezifischen Gefahren, um Deckungslücken zu schließen.

Berufshaftpflicht für Dienstleister und freie Berufe

Während die Betriebshaftpflicht Personen- und Sachschäden abdeckt, gibt es für viele beratende und dienstleistende Berufe ein anderes, zentrales Risiko: sogenannte „echte“ Vermögensschäden. Diese entstehen nicht als Folge eines Personen- oder Sachschadens, sondern direkt durch einen Fehler in der beruflichen Tätigkeit, etwa durch eine falsche Beratung oder ein Versäumnis.

Hierfür ist die Berufshaftpflichtversicherung zuständig. Ein Steuerberater übersieht eine Frist, was zu einer hohen Steuernachzahlung für den Mandanten führt. Ein IT-Berater konfiguriert ein System falsch, was zu einem tagelangen Betriebsausfall beim Kunden führt. In diesen Fällen deckt die Berufshaftpflicht den entstandenen finanziellen Schaden. Für bestimmte Berufsgruppen wie Rechtsanwälte, Ziviltechniker oder Versicherungsmakler ist sie in Österreich gesetzlich verpflichtend.

D&O-Versicherung (Directors & Officers)

Diese Versicherung richtet sich an die Organe von Kapitalgesellschaften (wie GmbH oder AG), also an Geschäftsführer, Vorstände und Aufsichtsräte. Die D&O-Versicherung schützt das Privatvermögen dieser Entscheidungsträger vor Schadenersatzansprüchen, die aufgrund von Managementfehlern (Pflichtverletzungen) gegen sie erhoben werden. Ansprüche können sowohl vom eigenen Unternehmen als auch von Dritten (z.B. Gläubigern) geltend gemacht werden. Angesichts der strengen gesetzlichen Haftungsregelungen für Manager ist eine D&O-Versicherung heute für viele Führungskräfte unerlässlich.

Cyber-Versicherung: Schutz im digitalen Zeitalter

In einer zunehmend digitalisierten Welt werden Cyber-Risiken zu einer der größten Bedrohungen für Unternehmen jeder Größe. Ein Hackerangriff, eine Infektion mit Ransomware (Erpressungssoftware) oder ein Datenleck können verheerende Folgen haben. Die Cyber-Versicherung bietet hier einen speziellen Schutz. Sie deckt nicht nur die Eigenschäden, wie die Kosten für IT-Forensik, Datenwiederherstellung und Betriebsunterbrechung, sondern oft auch Drittschäden, etwa wenn durch ein Datenleck bei Ihnen Kundendaten gestohlen werden und diese Kunden Sie auf Schadenersatz klagen. Zudem bieten viele Polizzen wertvolle Assistance-Leistungen, wie den Zugang zu Krisenmanagern und PR-Experten.

Der Weg zum passenden Schutz: Bedarfsanalyse und Risikomanagement

Der Abschluss von Versicherungen „von der Stange“ ist selten eine gute Idee. Ein effektives und kosteneffizientes Versicherungskonzept basiert immer auf einer gründlichen Analyse der individuellen Situation Ihres Unternehmens. Dieser Prozess lässt sich in zwei logische Schritte unterteilen.

Schritt 1: Die systematische Risikoanalyse

Bevor Sie über konkrete Polizzen nachdenken, müssen Sie Ihre Risiken kennen. Nehmen Sie sich Zeit für eine strukturierte Bestandsaufnahme. Fragen Sie sich:

  • Was sind die größten Gefahren für meinen Betrieb? (z.B. Feuer, Diebstahl, Maschinenbruch, IT-Ausfall, Beratungsfehler)
  • Wie wahrscheinlich ist es, dass ein solches Ereignis eintritt?
  • Welchen finanziellen Schaden würde es im schlimmsten Fall verursachen?

Es hat sich bewährt, die identifizierten Risiken zu kategorisieren. Man unterscheidet oft zwischen existenziellen Risiken (können zur Insolvenz führen), wesentlichen Risiken (verursachen große finanzielle Einbußen, sind aber tragbar) und geringfügigen Risiken (können aus der laufenden Liquidität bezahlt werden). Diese Analyse ist die Grundlage für alle weiteren Entscheidungen. Risiken, die die Existenz bedrohen, müssen versichert werden. Andere Risiken können Sie vielleicht durch präventive Maßnahmen reduzieren oder bewusst selbst tragen.

Schritt 2: Den konkreten Bedarf ermitteln

Auf Basis Ihrer Risikoanalyse können Sie nun den konkreten Versicherungsbedarf ableiten. Ordnen Sie den identifizierten Gefahren die passenden Versicherungslösungen zu. Dieser Bedarf ist höchst individuell und hängt von zentralen Faktoren ab:

  • Branche: Ein Bauunternehmen hat ein hohes Haftungs- und Maschinenbruchrisiko. Ein Onlineshop hingegen hat hohe Risiken im Bereich Warenlager, Transport und Cyber-Sicherheit.
  • Rechtsform: Ein Einzelunternehmer (EPU) haftet unbeschränkt mit seinem Privatvermögen, was eine Betriebshaftpflicht existenziell macht. Bei einer GmbH ist die Haftung beschränkt, dafür kommen D&O-Risiken für den Geschäftsführer hinzu.
  • Unternehmensgröße: Die Anzahl der Mitarbeiter, die Höhe des Umsatzes und der Wert des Betriebsvermögens bestimmen direkt die benötigten Versicherungssummen.

Gerade in diesem Schritt ist professionelle Unterstützung Gold wert. Ein unabhängiger Versicherungsmakler oder ein spezialisierter Berater kann Ihnen helfen, die Risiken korrekt zu bewerten und ein maßgeschneidertes Paket zusammenzustellen, das weder Lücken aufweist noch unnötige Kosten verursacht.

Die Wahl der richtigen Versicherungssumme: Unterversicherung vermeiden

Einer der kritischsten und am häufigsten unterschätzten Aspekte bei Unternehmensversicherungen ist die Festlegung der korrekten Versicherungssumme. Eine zu niedrig angesetzte Summe, eine sogenannte Unterversicherung, kann im Schadensfall fatale finanzielle Konsequenzen haben und den Sinn der Versicherung ad absurdum führen.

Das Prinzip der Unterversicherung ist einfach, aber einschneidend: Ist der tatsächliche Wert Ihrer versicherten Sachen höher als die im Vertrag vereinbarte Versicherungssumme, wird die Versicherungsleistung im Schadensfall nur anteilig gekürzt. Dies gilt nicht nur bei einem Totalschaden, sondern bei jedem Schaden.

Ein Rechenbeispiel: Der Wert Ihrer Betriebseinrichtung und Waren beträgt 200.000 €. Sie haben aber nur eine Versicherungssumme von 100.000 € in Ihrer Inhaltsversicherung vereinbart. Sie sind also zu 50 % unterversichert. Nun verursacht ein Leitungswasserschaden einen Schaden in Höhe von 30.000 €. Die Versicherung wird Ihnen nicht die vollen 30.000 € ersetzen, sondern aufgrund der Unterversicherung ebenfalls nur 50 % des Schadens, also lediglich 15.000 €. Die restlichen 15.000 € müssen Sie selbst tragen.

Um dies zu vermeiden, ist eine sorgfältige Wertermittlung unerlässlich:

  • Inhaltsversicherung: Versichert wird in der Regel der Neuwert. Das sind die Kosten, die für die Wiederbeschaffung von neuen, gleichartigen Sachen anfallen würden. Erstellen Sie eine detaillierte Liste Ihres gesamten Inventars und bewerten Sie es realistisch.
  • Betriebsunterbrechungsversicherung: Die Summe sollte Ihre jährlichen Fixkosten (Mieten, Gehälter etc.) und Ihren Bruttogewinn abdecken.
  • Haftpflichtversicherung: Hier werden oft pauschale Deckungssummen (z.B. 3, 5 oder 10 Mio. €) angeboten. Wählen Sie eine Summe, die den potenziellen Risiken Ihrer Tätigkeit angemessen ist.

Überprüfen Sie Ihre Versicherungssummen regelmäßig, mindestens einmal im Jahr und immer dann, wenn Sie größere Investitionen tätigen oder Ihr Unternehmen wächst.

Kosten von Unternehmensversicherungen: Was beeinflusst die Prämie?

Die Frage „Was kostet eine Unternehmensversicherung?“ lässt sich nicht pauschal beantworten. Die Prämie ist das Ergebnis einer individuellen Risikokalkulation durch den Versicherer und hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab. Wenn Sie diese Faktoren verstehen, können Sie die Kosten besser einschätzen und gezielt optimieren.

Die wesentlichen Prämienfaktoren sind:

  • Branche und Tätigkeit: Dies ist oft der wichtigste Faktor. Ein Dachdeckerbetrieb hat ein höheres Risiko als ein Grafikbüro und zahlt daher eine höhere Prämie für die Betriebshaftpflicht.
  • Unternehmensgröße: Kennzahlen wie der Jahresumsatz und die Anzahl der Mitarbeiter dienen als Indikator für das Risikoausmaß. Mehr Umsatz und mehr Mitarbeiter bedeuten in der Regel eine höhere Prämie.
  • Versicherungssumme und Deckungsumfang: Je höher die vereinbarte Deckungssumme und je umfangreicher die eingeschlossenen Leistungen, desto höher die Prämie.
  • Selbstbehalt: Ein höherer Selbstbehalt (der Anteil, den Sie im Schadensfall selbst tragen) führt zu einer niedrigeren Prämie. Hier gilt es, eine gute Balance zwischen Prämienersparnis und finanziellem Risiko zu finden.
  • Schadenverlauf: Unternehmen, die in der Vergangenheit wenige oder keine Schäden gemeldet haben, erhalten oft günstigere Konditionen.
  • Präventive Maßnahmen: Wenn Sie aktiv Risiken minimieren, belohnen das viele Versicherer mit Rabatten. Beispiele sind eine zertifizierte Alarmanlage, eine Brandmeldeanlage oder regelmäßige Mitarbeiterschulungen.

Die folgende Tabelle zeigt beispielhaft, wie sich unterschiedliche Faktoren auf die Prämie auswirken können:

Faktor Wirkung auf Prämie (Tendenz) Beispiel
Risikoklasse der Branche Hoch -> Höhere Prämie Ein Bauunternehmen zahlt mehr für die Haftpflicht als ein reines Büro.
Jahresumsatz Steigend -> Höhere Prämie Ein Unternehmen mit 2 Mio. € Umsatz zahlt mehr als eines mit 200.000 € Umsatz.
Selbstbehalt Hoch -> Niedrigere Prämie Ein Selbstbehalt von 1.000 € senkt die Prämie im Vergleich zu einem von 250 €.
Installation einer Alarmanlage Risikomindernd -> Niedrigere Prämie Nachweis einer VdS-zertifizierten Anlage kann die Prämie für die Einbruchsdeckung senken.
Vertragslaufzeit Länger -> Oft niedrigere Prämie Ein 3-Jahres-Vertrag ist oft günstiger als ein jährlich kündbarer Vertrag.

Bündelpolizzen vs. Einzelverträge: Was ist die bessere Lösung?

Bei der Absicherung Ihres Unternehmens stehen Sie oft vor der Wahl: Schließe ich für jedes Risiko einen separaten Vertrag bei möglicherweise unterschiedlichen Anbietern ab oder wähle ich eine sogenannte Bündelpolizze, die mehrere Versicherungsarten in einem Paket kombiniert? Beide Ansätze haben ihre Berechtigung, und die richtige Wahl hängt von Ihrer individuellen Unternehmenssituation ab.

Die Vorteile einer Bündelpolizze

Viele Versicherer bieten für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) fertige Versicherungspakete an. Diese bündeln typischerweise die wichtigsten Sparten wie Betriebshaftpflicht, Inhaltsversicherung und manchmal auch eine Betriebsunterbrechungs- oder Rechtsschutzversicherung. Die Vorteile liegen auf der Hand:

  • Preisvorteil: Durch die Bündelung gewähren Versicherer oft einen attraktiven Rabatt im Vergleich zum Abschluss der einzelnen Verträge.
  • Einfache Verwaltung: Sie haben nur einen Vertrag, eine Polizzennummer, eine Prämienzahlung und einen Ansprechpartner. Das reduziert den administrativen Aufwand erheblich.
  • Vermeidung von Deckungslücken: Die Bausteine in einer Bündelpolizze sind in der Regel aufeinander abgestimmt. Das minimiert das Risiko, dass ein Schaden zwischen den Zuständigkeiten zweier verschiedener Versicherer „durchfällt“.

Für viele Standardbetriebe wie Handelsunternehmen, Gastronomiebetriebe oder klassische Handwerker ist eine solche Bündelpolizze oft eine sehr gute und effiziente Lösung.

Wann Einzelverträge Sinn machen

Trotz der Vorteile von Paketen gibt es gute Gründe, sich für Einzelverträge zu entscheiden. Dieser Weg bietet mehr Flexibilität und Spezialisierung.

  • Spezielle Risiken: Wenn Ihr Unternehmen sehr spezielle oder hohe Risiken hat, die in Standardpaketen nicht oder nur unzureichend abgedeckt sind (z.B. ein hohes Umweltrisiko, Export in die USA, komplexe Cyber-Gefahren), sind spezialisierte Einzelverträge oft die bessere Wahl.
  • „Cherry-Picking“: Der Einzelabschluss ermöglicht es Ihnen, für jede Versicherungssparte den Anbieter mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis am Markt auszuwählen. Vielleicht finden Sie die beste Haftpflicht bei Anbieter A und die günstigste Sachversicherung bei Anbieter B.
  • Höhere Individualität: Sie können jede einzelne Polizze exakt auf Ihre Bedürfnisse zuschneiden, ohne auf die vordefinierten Bausteine eines Pakets Rücksicht nehmen zu müssen.

Letztendlich ist die Entscheidung eine Frage der Abwägung. Für die meisten KMU bietet eine Bündelpolizze einen soliden und unkomplizierten Grundschutz. Unternehmen mit einem komplexen oder ungewöhnlichen Risikoprofil sind oft mit einer Kombination aus maßgeschneiderten Einzelverträgen besser beraten.

Im Schadensfall: Richtig handeln und Ansprüche sichern

Selbst mit dem besten Versicherungsschutz hofft jeder Unternehmer, ihn nie in Anspruch nehmen zu müssen. Tritt aber doch ein Schaden ein, ist schnelles und korrektes Handeln entscheidend, um Ihre Ansprüche gegenüber dem Versicherer vollständig zu sichern und den Schaden für Ihr Unternehmen so gering wie möglich zu halten.

Sofortmaßnahmen nach dem Schaden

Ihre erste Pflicht im Schadensfall ist die sogenannte Schadenminderungspflicht. Das bedeutet, Sie müssen alles Zumutbare unternehmen, um den Schaden nicht noch größer werden zu lassen.

  • Sichern Sie die Schadenstelle: Bei einem Brand rufen Sie sofort die Feuerwehr. Bei einem Einbruch verständigen Sie die Polizei. Bei einem Wasserschaden drehen Sie den Haupthahn ab.
  • Dokumentieren Sie alles: Machen Sie umgehend Fotos oder Videos vom Schaden aus verschiedenen Perspektiven. Notieren Sie sich den genauen Zeitpunkt und den Hergang des Ereignisses. Sprechen Sie mit möglichen Zeugen und notieren Sie deren Kontaktdaten.
  • Verändern Sie nichts Unnötiges: Bewahren Sie beschädigte Teile auf und verändern Sie das Schadenbild nicht, bis der Versicherer oder ein von ihm beauftragter Sachverständiger es besichtigt hat (außer es ist zur Schadenminderung absolut notwendig).

Diese ersten Schritte sind essenziell für die spätere reibungslose Abwicklung.

Die unverzügliche Meldung an den Versicherer

Melden Sie den Schaden unverzüglich an Ihre Versicherung. „Unverzüglich“ bedeutet „ohne schuldhaftes Zögern“. In der Praxis heißt das: so schnell wie möglich, meist innerhalb weniger Tage. Die meisten Versicherer bieten dafür Hotlines, Online-Portale oder Kontaktformulare an. Ihre Meldung sollte alle wichtigen Informationen enthalten: Polizzennummer, Schadendatum, eine kurze, aber genaue Beschreibung des Hergangs und eine erste, grobe Schätzung der Schadenhöhe. Wichtig bei Haftpflichtschäden: Geben Sie niemals ein Schuldanerkenntnis ab oder leisten Sie Zahlungen, ohne dies vorher mit Ihrer Versicherung abgestimmt zu haben.

Die Zusammenarbeit mit dem Sachverständigen

Bei größeren Schäden wird die Versicherung in der Regel einen Sachverständigen oder Schadenregulierer beauftragen, um den Schaden zu begutachten und die Höhe festzustellen. Seien Sie kooperativ und stellen Sie ihm alle geforderten Unterlagen (Rechnungen, Belege, Ihre Dokumentation) zur Verfügung. Eine offene und transparente Kommunikation beschleunigt den Prozess erheblich. Wenn Sie alle Obliegenheiten erfüllen und der Schaden gedeckt ist, wird die Versicherung die Entschädigung leisten, damit Sie Ihr Business so schnell wie möglich wieder auf Kurs bringen können.

Wichtige Fragen und Antworten

Bin ich als Einzelunternehmer (EPU) auch versicherungspflichtig?

In Österreich gibt es für die meisten Einzelunternehmer (EPU) keine generelle gesetzliche Pflicht zum Abschluss von Unternehmensversicherungen. Eine große Ausnahme sind bestimmte reglementierte Gewerbe und freie Berufe (z.B. Vermögensberater, Baumeister), die eine Berufshaftpflicht nachweisen müssen. Unabhängig von einer Pflicht ist eine Betriebshaftpflichtversicherung jedoch für jedes EPU praktisch existenziell, da Sie als Einzelunternehmer unbeschränkt mit Ihrem gesamten Privatvermögen für betrieblich verursachte Schäden haften.

Was ist der Unterschied zwischen einer Betriebs- und einer Berufshaftpflicht?

Die Betriebshaftpflicht deckt Schäden, die Ihr Unternehmen Dritten zufügt. Dabei geht es um Personen- und Sachschäden (z.B. ein Kunde stürzt, eine Maschine des Kunden wird beschädigt) und die daraus resultierenden Vermögensschäden. Die Berufshaftpflicht hingegen deckt sogenannte „echte Vermögensschäden“. Diese entstehen durch einen beruflichen Fehler, z.B. eine Falschberatung durch einen Anwalt oder einen Programmierfehler durch einen IT-Dienstleister, ohne dass zuvor eine Person oder Sache zu Schaden kam.

Wie finde ich einen guten Versicherungsberater in Österreich?

Ein guter Berater ist Gold wert. Suchen Sie gezielt nach unabhängigen Versicherungsmaklern. Im Gegensatz zu gebundenen Agenten vertreten Makler die Interessen des Kunden und sind nicht an eine bestimmte Versicherungsgesellschaft gebunden. Sie haben einen Marktüberblick und können das für Sie passende Angebot finden. Achten Sie auf eine Registrierung im GISA (Gewerbeinformationssystem Austria) und fragen Sie nach Referenzen oder Spezialisierungen in Ihrer Branche.

Kann ich meine Versicherungsprämien von der Steuer absetzen?

Ja. Prämien für betrieblich notwendige Versicherungen (wie Haftpflicht, Inhaltsversicherung, Betriebsunterbrechung etc.) gelten als Betriebsausgaben. Sie mindern somit den steuerpflichtigen Gewinn Ihres Unternehmens und können vollständig steuerlich geltend gemacht werden. Bewahren Sie die Polizzen und Prämienvorschreibungen sorgfältig für Ihre Buchhaltung auf.

Wie oft sollte ich meine Versicherungsverträge überprüfen?

Eine regelmäßige Überprüfung ist entscheidend, damit Ihr Schutz aktuell bleibt. Eine gute Faustregel ist ein jährlicher „Versicherungs-Check“. Zusätzlich sollten Sie Ihre Polizzen immer dann anpassen lassen, wenn sich in Ihrem Unternehmen wesentliche Dinge ändern. Das kann die Anschaffung teurer Maschinen sein, eine deutliche Umsatzsteigerung, die Einstellung neuer Mitarbeiter, die Aufnahme neuer Geschäftsfelder oder ein Umzug an einen neuen Standort.

Image by: Chokniti Khongchum
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