- Essenz des Erfolgs: Eine fundierte Marktanalyse ist keine bürokratische Hürde, sondern das strategische Fundament für einen erfolgreichen Unternehmensstart in Österreich.
- Österreich-spezifische Daten: Nutzen Sie verlässliche heimische Quellen wie die Statistik Austria, die Wirtschaftskammer Österreich (WKO) und Branchenreports österreichischer Banken für valide Daten.
- Kunden im Fokus: Die genaue Analyse Ihrer Zielgruppe – ihrer Wünsche, Bedürfnisse und ihres Kaufverhaltens – ist entscheidend für die Entwicklung passgenauer Produkte und Marketingstrategien.
- Konkurrenz verstehen: Eine detaillierte Wettbewerbsanalyse deckt nicht nur die Stärken und Schwächen Ihrer Mitbewerber auf, sondern zeigt auch unbesetzte Marktnischen und eigene Differenzierungspotenziale.
- Von der Analyse zur Strategie: Die Ergebnisse der Marktanalyse fliessen direkt in Ihren Businessplan ein und bestimmen wesentliche Entscheidungen zu Preisgestaltung, Vertrieb und Kommunikation.
Warum eine Marktanalyse das Herzstück Ihres Businessplans ist
Viele Gründerinnen und Gründer in Österreich sehen die Marktanalyse als eine lästige Pflichtübung für den Businessplan, die man schnell hinter sich bringen möchte. Doch diese Sichtweise ist gefährlich. Die Marktanalyse ist weit mehr als nur eine Ansammlung von Zahlen und Statistiken für die Bank oder Förderstellen. Sie ist das strategische Herzstück Ihres gesamten Vorhabens. Sie liefert die faktenbasierte Grundlage, auf der all Ihre weiteren unternehmerischen Entscheidungen aufbauen. Ohne ein tiefes Verständnis des Marktes, Ihrer Kunden und Ihrer Konkurrenz navigieren Sie im Blindflug.
Stellen Sie sich vor, Sie investieren Ihr gesamtes Erspartes in ein neues Café in einem Wiener Grätzel. Eine gründliche Marktanalyse würde Ihnen aufzeigen, wie viele Menschen dort leben und arbeiten, welches Einkommensniveau sie haben, wie viele andere Cafés es bereits gibt, was diese anbieten und zu welchen Preisen. Sie würden die Bedürfnisse der Anrainer verstehen: Suchen sie einen schnellen Kaffee am Morgen, einen ruhigen Ort zum Arbeiten oder einen Treffpunkt am Nachmittag? Ohne diese Informationen riskieren Sie, ein Angebot zu schaffen, das niemand braucht. Eine solide Marktanalyse minimiert dieses Risiko. Sie ist Ihr Kompass, der Ihnen hilft, realistische Ziele zu setzen, Chancen zu erkennen, Gefahren frühzeitig zu identifizieren und letztendlich nachhaltig erfolgreich am österreichischen Markt zu agieren.
Schritt 1: Den relevanten Markt für Ihr Vorhaben abgrenzen
Der erste und wichtigste Schritt ist die präzise Definition Ihres Marktes. Ein zu breit definierter Markt („alle Österreicher“) macht eine sinnvolle Analyse unmöglich. Ein zu eng gefasster Markt lässt möglicherweise grosses Potenzial ungenutzt. Die Kunst liegt darin, den für Ihr Produkt oder Ihre Dienstleistung tatsächlich relevanten Markt zu identifizieren und zu quantifizieren. Beginnen Sie mit einer klaren Abgrenzung nach mehreren Kriterien.
Geografische Abgrenzung
Wo werden Sie Ihre Leistung anbieten? Zielen Sie auf ein bestimmtes Bundesland wie die Steiermark, eine Stadt wie Linz oder sogar nur auf einen spezifischen Bezirk in Wien? Bei einem Online-Shop ist Ihr Markt vielleicht ganz Österreich oder sogar der gesamte DACH-Raum. Die geografische Eingrenzung ist fundamental, da sich die Bevölkerungsdichte, Kaufkraft und Wettbewerbssituation von Region zu Region stark unterscheiden. Daten zur Bevölkerungsstruktur auf Gemeindeebene finden Sie beispielsweise bei der Statistik Austria.
Sachliche Abgrenzung
In welcher Branche oder welchem Marktsegment sind Sie tätig? Verkaufen Sie „Schuhe“, „nachhaltige Sportschuhe für Damen“ oder „vegane Wanderschuhe aus recycelten Materialien“? Je genauer Sie Ihr Produkt und die damit verbundenen Kundenbedürfnisse beschreiben, desto klarer wird das Bild. Hier helfen die Branchenreports der Wirtschaftskammer Österreich (WKO), um ein Gefühl für die Struktur und Grösse verschiedener Sektoren zu bekommen. Diese sachliche Abgrenzung hilft Ihnen, Ihre direkten Konkurrenten zu identifizieren und sich von verwandten, aber nicht direkt konkurrierenden Angeboten abzugrenzen.
Marktgrösse und Marktpotenzial bestimmen
Sobald der Markt abgegrenzt ist, geht es an die Zahlen. Wie gross ist dieser Markt heute (Marktvolumen) und wie könnte er sich in Zukunft entwickeln (Marktpotenzial)? Das Marktvolumen ist der tatsächliche Umsatz oder Absatz aller Anbieter in Ihrem definierten Markt pro Jahr. Das Marktpotenzial hingegen ist der theoretisch maximal mögliche Umsatz. Diese Zahlen sind entscheidend, um die Attraktivität des Marktes zu bewerten. Ein kleiner, gesättigter Markt bietet weniger Wachstumschancen als ein grosser, wachsender Markt. Recherchieren Sie in Branchenstudien, Geschäftsberichten von Konkurrenten und Publikationen von Marktforschungsinstituten.
Schritt 2: Ihre Zielgruppe in Österreich verstehen und definieren
Wer sind die Menschen, die Ihr Produkt kaufen sollen? Die Antwort „jeder“ ist fast immer falsch. Ein erfolgreiches Unternehmen spricht gezielt eine oder mehrere klar definierte Zielgruppen an. Je besser Sie Ihre potenziellen Kunden kennen, desto präziser können Sie Ihr Angebot, Ihr Marketing und Ihre Kommunikation auf deren Bedürfnisse zuschneiden. Die Zielgruppenanalyse ist somit keine akademische Übung, sondern ein handfester Wettbewerbsvorteil.
Demografische und sozioökonomische Merkmale
Dies sind die „harten Fakten“ über Ihre Zielgruppe. Sammeln Sie Daten zu den folgenden Punkten, um ein erstes klares Bild zu zeichnen:
- Alter und Geschlecht: Sprechen Sie eher junge Studierende oder „Best Ager“ an?
- Wohnort: Leben Ihre Kunden eher im urbanen Raum wie Graz und Salzburg oder in ländlichen Gebieten im Waldviertel?
- Bildung und Beruf: Welchen Bildungshintergrund und welche berufliche Stellung haben Ihre Kunden?
- Einkommen und Haushaltsgrösse: Wie hoch ist die Kaufkraft? Handelt es sich um Singles, Paare oder Familien mit Kindern?
Datenquellen hierfür sind wiederum die Statistik Austria oder auch Studien von Marktforschern wie GfK Austria, die oft Einblicke in die Konsumgewohnheiten der Österreicher geben.
Psychografische Merkmale und Verhaltensweisen
Diese Merkmale gehen tiefer und beschreiben den Lebensstil, die Werte und das Verhalten Ihrer Zielgruppe. Sie sind oft entscheidender für die Kaufentscheidung als die reine Demografie.
- Werte und Einstellungen: Ist Ihrer Zielgruppe Nachhaltigkeit wichtig? Legen sie Wert auf Tradition oder sind sie offen für Neues?
- Interessen und Hobbys: Was machen Ihre potenziellen Kunden in ihrer Freizeit?
- Kaufmotive: Kaufen sie aus Notwendigkeit, zur Selbstdarstellung, aus Bequemlichkeit oder weil sie nach dem besten Preis suchen?
- Mediennutzung: Wo informieren sich Ihre Kunden? Lesen sie die „Kleine Zeitung“, hören sie Ö3, sind sie auf Instagram oder TikTok aktiv?
Um diese Informationen zu gewinnen, können Sie Umfragen erstellen oder auch qualitative Interviews mit einigen potenziellen Kunden führen. Erstellen Sie auf Basis dieser Daten eine oder mehrere „Buyer Personas“ – fiktive, aber realistische Profile Ihrer idealen Kunden. Geben Sie ihnen einen Namen, ein Gesicht und eine Geschichte. Das macht Ihre Zielgruppe greifbar und hilft dem gesamten Team, kundenorientiert zu denken.
Schritt 3: Die Konkurrenz am österreichischen Markt analysieren
Sie sind selten allein am Markt. Eine ehrliche und detaillierte Analyse Ihrer Mitbewerber ist unerlässlich, um Ihre eigene Position zu finden und sich erfolgreich zu behaupten. Es geht nicht darum, andere zu kopieren, sondern darum, von ihnen zu lernen, ihre Schwächen aufzudecken und eine eigene, überzeugende Nische zu besetzen. Die Wettbewerbsanalyse schützt Sie vor bösen Überraschungen und liefert wertvolle Impulse für Ihre eigene Strategie.
Direkte und indirekte Wettbewerber identifizieren
Zuerst müssen Sie wissen, gegen wen Sie antreten. Man unterscheidet hier zwei Arten von Konkurrenten:
- Direkte Wettbewerber: Das sind Unternehmen, die ein sehr ähnliches oder identisches Produkt für die gleiche Zielgruppe anbieten. Wenn Sie eine Pizzeria in Innsbruck eröffnen, sind alle anderen Pizzerien in der Umgebung Ihre direkten Konkurrenten.
- Indirekte Wettbewerber: Das sind Anbieter, die ein anderes Produkt haben, aber das gleiche Kundenbedürfnis befriedigen. Für die Pizzeria in Innsbruck wären das zum Beispiel auch Kebap-Stände, Burger-Lokale oder sogar Supermärkte, die Fertigpizzen verkaufen. Der Kunde hat Hunger und sucht eine schnelle Mahlzeit – Ihr Angebot ist nur eine von mehreren Optionen.
Nutzen Sie für die Recherche das Firmen A-Z der WKO, Google Maps, Branchenverzeichnisse und fragen Sie auch potenzielle Kunden, wo sie bisher kaufen.
Stärken und Schwächen der Konkurrenz bewerten
Haben Sie Ihre wichtigsten 2-4 Konkurrenten identifiziert, geht es an die Detailanalyse. Schauen Sie sich jeden Mitbewerber genau an und bewerten Sie ihn systematisch. Eine Wettbewerbsmatrix in Form einer Tabelle kann hier sehr hilfreich sein. Analysieren Sie Aspekte wie:
- Produkt/Dienstleistung: Welche Qualität, welchen Umfang und welche besonderen Merkmale hat das Angebot?
- Preisgestaltung: In welchem Preissegment (billig, mittel, premium) bewegt sich der Konkurrent? Gibt es Rabattaktionen?
- Marketing & Vertrieb: Welche Kanäle nutzt der Wettbewerber? Wie stark ist seine Online-Präsenz? Wo wird das Produkt verkauft?
- Service & Reputation: Wie sind die Kundenbewertungen? Welchen Ruf hat das Unternehmen?
Seien Sie dabei objektiv. Jeder Konkurrent hat Stärken. Ihre Aufgabe ist es, die Bereiche zu finden, in denen Sie nachweislich besser sein können. Das ist die Grundlage Ihrer Differenzierungsstrategie.
Schritt 4: Methoden der Datenerhebung – Primär- und Sekundärforschung
Eine fundierte Marktanalyse stützt sich auf verlässliche Daten. Um diese zu gewinnen, stehen Ihnen grundsätzlich zwei Wege offen: die Sekundärforschung und die Primärforschung. Eine gute Analyse kombiniert in der Regel beide Methoden, um ein umfassendes und valides Bild des Marktes zu erhalten. Gerade für Gründer in Österreich gibt es zahlreiche zugängliche Quellen.
Sekundärforschung: Der Schreibtisch als erste Anlaufstelle
Die Sekundärforschung, auch „Desk Research“ genannt, befasst sich mit der Auswertung von bereits vorhandenem Datenmaterial. Dies ist der kostengünstigste und schnellste Weg, um sich einen ersten Überblick zu verschaffen. Sie greifen auf Informationen zurück, die andere bereits für einen anderen Zweck erhoben haben. Starten Sie immer mit der Sekundärforschung.
Wichtige österreichische Quellen sind:
- Statistik Austria: Die erste Adresse für demografische Daten, Wirtschaftsstatistiken, Unternehmenszählungen und Konsumerhebungen. Viele Daten sind kostenlos zugänglich.
- Wirtschaftskammer Österreich (WKO): Das Gründerservice und die Fachgruppen der WKO bieten oft exzellente Branchenreports, Konjunkturberichte und rechtliche Informationen.
- KMU Forschung Austria: Dieses Institut publiziert regelmässig Studien zum österreichischen Mittelstand, zu Gründungsdynamiken und spezifischen Branchen.
- Österreichische Banken: Grosse Banken wie die Erste Bank, Raiffeisen oder die Bank Austria veröffentlichen oft eigene Branchenanalysen und Konjunkturprognosen.
- Fachzeitschriften und Online-Portale: Branchenspezifische Magazine (z.B. „Der Winzer“ für Weinbau, „Cash“ für den Handel) sind eine Goldgrube für aktuelle Trends und Marktdaten.
Primärforschung: Gehen Sie selbst auf die Strasse
Die Primärforschung, auch „Field Research“ genannt, erhebt neue, bisher nicht verfügbare Daten, die exakt auf Ihre spezifische Fragestellung zugeschnitten sind. Sie ist aufwendiger und teurer, liefert aber unschätzbare, exklusive Einblicke. Methoden hierfür sind:
- Befragungen/Umfragen: Mit Online-Tools wie SurveyMonkey oder Google Forms können Sie kostengünstig eine grössere Anzahl potenzieller Kunden befragen. Achten Sie auf klare, unvoreingenommene Fragen.
- Interviews: Führen Sie persönliche oder telefonische Gespräche mit Experten oder potenziellen Kunden. Sie erhalten so tiefgehende, qualitative Einblicke in Motive und Bedürfnisse.
- Beobachtungen: Zählen Sie die Passanten vor Ihrem potenziellen Geschäftslokal oder beobachten Sie, wie Kunden im Supermarkt Kaufentscheidungen treffen.
- Fokusgruppen: Diskutieren Sie in einer kleinen, moderierten Gruppe von 6-8 Personen über Ihr Produkt oder Ihre Idee. Dies kann wertvolles, spontanes Feedback liefern.
Die Kombination aus den breiten Daten der Sekundärforschung und den spezifischen Erkenntnissen der Primärforschung ergibt die solideste Basis für Ihre Analyse.
Ein Werkzeug der Synthese: Die SWOT-Analyse
Nachdem Sie Unmengen an Daten über den Markt, die Kunden und die Konkurrenz gesammelt haben, stehen Sie vor der Herausforderung, diese Informationen zu bündeln und strategische Schlussfolgerungen zu ziehen. Hierfür ist die SWOT-Analyse ein klassisches, aber äusserst wirkungsvolles Werkzeug. SWOT steht für Strengths (Stärken), Weaknesses (Schwächen), Opportunities (Chancen) und Threats (Gefahren).
Die Analyse unterteilt sich in zwei Bereiche: die interne Analyse (Stärken und Schwächen) und die externe Analyse (Chancen und Gefahren). Es geht darum, Ihre internen Faktoren den externen Gegebenheiten des Marktes gegenüberzustellen.
Interne Analyse: Stärken und Schwächen
Hier schauen Sie nach innen auf Ihr eigenes Unternehmen bzw. Ihr Gründungsvorhaben. Seien Sie dabei brutal ehrlich. Was können Sie gut, was nicht?
- Stärken (Strengths): Was sind Ihre einzigartigen Vorteile gegenüber der Konkurrenz? Haben Sie ein besonderes Know-how, ein Patent, einen exklusiven Lieferanten, eine starke Marke oder eine sehr gute Kostenstruktur? Beispiel: Einzigartiges Rezept für veganes Eis, das cremiger ist als alle Konkurrenzprodukte.
- Schwächen (Weaknesses): Wo haben Sie Nachteile? Fehlt Ihnen Kapital, Erfahrung im Marketing, ein breites Vertriebsnetz oder sind Ihre Produktionskosten hoch? Beispiel: Kein bekannter Markenname zu Beginn, geringes Marketingbudget.
Externe Analyse: Chancen und Gefahren
Hier blicken Sie nach aussen auf den Markt, den Sie zuvor analysiert haben. Diese Faktoren können Sie nicht direkt kontrollieren, müssen aber darauf reagieren.
- Chancen (Opportunities): Welche externen Entwicklungen können Ihrem Unternehmen helfen? Gibt es einen neuen gesellschaftlichen Trend (z.B. Veganismus in Österreich), eine neue Technologie, eine Gesetzesänderung oder eine Schwäche eines grossen Konkurrenten, die Sie nutzen können? Beispiel: Steigende Nachfrage nach pflanzlichen Produkten und Nachhaltigkeit in der urbanen Bevölkerung.
- Gefahren (Threats): Welche externen Entwicklungen könnten Ihrem Unternehmen schaden? Neue Konkurrenten, eine Wirtschaftskrise, steigende Rohstoffpreise oder negative demografische Entwicklungen? Beispiel: Grosse Supermarktketten bringen ebenfalls günstige vegane Eissorten auf den Markt.
Das Ziel der SWOT-Analyse ist es, Strategien zu entwickeln: Nutzen Sie Ihre Stärken, um die Chancen wahrzunehmen. Bauen Sie Ihre Schwächen ab und wappnen Sie sich gegen die Gefahren. Daraus leiten sich konkrete Massnahmen für Ihren Businessplan ab.
Beispiel einer Wettbewerbsanalyse für ein fiktives Geschäft
Um die Analyse der Konkurrenz greifbarer zu machen, dient die folgende Tabelle als Beispiel. Stellen wir uns vor, Sie möchten in Graz ein Fachgeschäft für hochwertige, nachhaltige Rucksäcke eröffnen. Sie haben zwei Hauptkonkurrenten identifiziert: einen grossen Sportartikelhändler und einen etablierten Online-Shop.
Kriterium | Ihr geplantes Geschäft | Konkurrent A (Sport-Filialist) | Konkurrent B (Online-Pure-Player) |
---|---|---|---|
Sortiment | Hoch-kuratiert, Fokus auf 5-6 nachhaltige, europäische Marken. | Sehr breit, viele bekannte Mainstream-Marken, wenig Fokus auf Nachhaltigkeit. | Extrem gross, hunderte Marken, von billig bis teuer. Unübersichtlich. |
Preisniveau | Mittel bis hoch. Kein Preiskampf. | Mittel, sehr aggressiv bei Aktionen und Rabatten. | Niedrig bis hoch, sehr preisfokussiert, ständige Sales. |
Beratung/Service | Exzellente, persönliche Fachberatung, Reparatur-Service. | Wenig Fachpersonal verfügbar, primär Selbstbedienung. | Keine persönliche Beratung, nur Chatbot und FAQ. Lange Lieferzeiten. |
Standort/Vertrieb | Ladenlokal in guter Grazer Innenstadtlage + kleiner Online-Shop. | Grosse Filiale in einem Einkaufszentrum am Stadtrand. | Nur online, aber sehr hohe Sichtbarkeit bei Google. |
Marketing | Fokus auf lokale PR, Social Media (Instagram), Events im Laden. | Grosse Werbekampagnen (TV, Radio, Prospekte). | Aggressives Online-Marketing (Google Ads, Social Media Ads). |
Schlussfolgerung/Chance | Nische für Kunden, die Wert auf Qualität, Nachhaltigkeit und exzellente Beratung legen und bereit sind, dafür zu zahlen. | Spricht die breite Masse an, die bekannte Marken und günstige Preise sucht. | Bedient den reinen Online-Schnäppchenjäger ohne Beratungsbedarf. |
Diese einfache Tabelle deckt sofort auf, wo Ihre Differenzierung liegen muss: Nicht im Preis, sondern in der Kuration des Sortiments und der überlegenen Servicequalität. Diese Erkenntnis fliesst direkt in Ihre Marketingbotschaft, Ihre Personalplanung und die Gestaltung Ihres Ladenlokals ein.
Von der Analyse zur Strategie: Konkrete Schlüsse für Ihren Businessplan ziehen
Die beste Marktanalyse ist wertlos, wenn sie nicht in konkrete, umsetzbare Strategien für Ihr Unternehmen mündet. Die gesammelten Daten und Erkenntnisse sind kein Selbstzweck, sondern die Munition für Ihre strategische Planung im Businessplan. Jeder Teil Ihrer Analyse muss eine Antwort auf die Frage geben: „Was bedeutet das jetzt für mein Unternehmen?“
Leiten Sie aus Ihren Ergebnissen klare Handlungsanweisungen für die zentralen Bereiche Ihres Geschäfts ab:
- Produkt- und Leistungsangebot: Muss Ihr Produkt angepasst werden, um die in der Zielgruppenanalyse aufgedeckten Bedürfnisse besser zu treffen? Gibt es eine Funktion, die Ihre Konkurrenz nicht bietet und die für Ihre Kunden kaufentscheidend sein könnte? Vielleicht zeigt Ihre Analyse, dass Sie sich auf eine kleinere, aber profitablere Nische spezialisieren sollten.
- Preisstrategie: Ihre Konkurrenzanalyse und die Einschätzung der Kaufkraft Ihrer Zielgruppe bestimmen Ihren preislichen Spielraum. Können Sie einen Premium-Preis für überlegene Qualität verlangen? Oder müssen Sie sich am Marktdurchschnitt orientieren, um wettbewerbsfähig zu sein? Begründen Sie Ihre Preisentscheidung mit den Daten aus der Analyse.
- Marketing- und Vertriebsstrategie: Wo erreichen Sie Ihre Zielgruppe? Die Analyse der Mediennutzung Ihrer Kunden verrät Ihnen, ob Sie Ihr Marketingbudget in Social Media, lokale Zeitungsanzeigen oder Google Ads investieren sollten. Die Standortanalyse Ihrer Konkurrenten hilft Ihnen bei der Wahl Ihres eigenen Standorts oder der Gestaltung Ihres Online-Shops.
- Umsatzprognose: Ihre Recherche zur Marktgrösse, zum Marktpotenzial und zu den Marktanteilen der Konkurrenz ist die Basis für eine realistische Umsatzplanung. Wie viel Prozent des Marktes können Sie realistischerweise im ersten, zweiten und dritten Jahr für sich gewinnen? Diese Zahlen müssen plausibel und durch Ihre Analyse belegbar sein.
Verknüpfen Sie jeden Punkt in Ihrem Businessplan mit den Ergebnissen der Marktanalyse. So zeigen Sie nicht nur Banken und Investoren, sondern auch sich selbst, dass Ihr Vorhaben auf einem soliden, durchdachten Fundament steht und nicht auf reinen Annahmen und Wunschdenken beruht.
Häufige Fehler bei der Marktanalyse und wie Sie sie vermeiden
Die Erstellung einer Marktanalyse ist ein anspruchsvoller Prozess, bei dem sich leicht Fehler einschleichen können. Diese Fehler können dazu führen, dass Ihr Businessplan auf falschen Annahmen beruht und Ihr unternehmerisches Vorhaben von Anfang an in die falsche Richtung läuft. Wenn Sie die häufigsten Stolpersteine kennen, können Sie sie gezielt umschiffen.
Fehler 1: Oberflächlichkeit und reine Annahmen
Der grösste Fehler ist, die Analyse nicht ernst zu nehmen und sie mit vagen Aussagen und unbelegten Behauptungen zu füllen. Sätze wie „Der Markt für unsere Idee ist riesig“ oder „Wir haben keine Konkurrenz“ sind wertlos. Jede Aussage muss mit Daten und Fakten untermauert werden. Nennen Sie Ihre Quellen und zeigen Sie, wie Sie zu Ihren Schlussfolgerungen gekommen sind. Gehen Sie in die Tiefe, anstatt an der Oberfläche zu kratzen.
Fehler 2: Bestätigungsfehler (Confirmation Bias)
Gründer sind oft von ihrer Idee so überzeugt, dass sie unbewusst nur nach Informationen suchen, die ihre positive Einschätzung bestätigen. Negative Aspekte, Risiken oder kritische Marktdaten werden ignoriert oder kleingeredet. Seien Sie Ihr eigener schärfster Kritiker. Suchen Sie aktiv nach Daten, die Ihrer Idee widersprechen. Nur wenn Ihr Konzept auch dieser kritischen Prüfung standhält, ist es wirklich robust.
Fehler 3: Veraltete Daten verwenden
Märkte verändern sich rasant. Eine Studie aus dem Jahr 2015 hat heute nur noch begrenzte Aussagekraft. Achten Sie darauf, möglichst aktuelle Daten zu verwenden, idealerweise nicht älter als ein bis zwei Jahre. Gerade in dynamischen Branchen wie der IT oder dem Online-Handel sind selbst ein Jahr alte Informationen oft schon überholt. Prüfen Sie immer das Veröffentlichungsdatum Ihrer Quellen.
Fehler 4: Die Analyse nicht in die Strategie überführen
Ein weiterer häufiger Fehler ist es, die Marktanalyse als separates Dokument zu betrachten, das nach der Erstellung in der Schublade verschwindet. Wie im vorherigen Kapitel beschrieben, ist die Analyse nutzlos, wenn sie nicht als direkte Grundlage für Ihre strategischen Entscheidungen dient. Die Marktanalyse ist kein Ziel, sondern ein Mittel zum Zweck. Sie muss in jedem Kapitel Ihres Businessplans, von der Produktentwicklung bis zur Finanzplanung, ihre Spuren hinterlassen.
Wichtige Fragen und Antworten
Wie viel kostet eine professionelle Marktanalyse in Österreich?
Die Kosten können drastisch variieren. Wenn Sie die Analyse selbst durchführen und auf kostenlose Quellen wie die WKO oder Statistik Austria zurückgreifen, sind die direkten Kosten minimal. Beauftragen Sie eine spezialisierte Marktforschungsagentur, können die Kosten je nach Umfang und Tiefe schnell mehrere tausend bis zehntausend Euro betragen. Für die meisten Gründer ist ein Mix aus Eigenrecherche und dem gezielten Zukauf spezifischer Branchenreports ein guter Mittelweg.
Wo finde ich verlässliche und aktuelle Branchendaten für Österreich?
Die wichtigsten Anlaufstellen sind die Statistik Austria für Bevölkerungs- und Wirtschaftsdaten, die Wirtschaftskammer Österreich (WKO) mit ihren Fachgruppen und dem Gründerservice für branchenspezifische Informationen, die KMU Forschung Austria für Studien zum Mittelstand sowie die Analyseabteilungen grosser österreichischer Banken (z.B. Erste Group, Raiffeisen). Auch Fachzeitschriften und Branchenportale sind wertvolle Quellen.
Wie oft sollte ich meine Marktanalyse aktualisieren?
Eine Marktanalyse ist kein einmaliges Projekt. Sie sollten die wichtigsten Marktkennzahlen, Ihre Konkurrenten und das Kundenverhalten kontinuierlich im Auge behalten. Es empfiehlt sich, mindestens einmal pro Jahr eine formelle Überprüfung und Aktualisierung Ihrer Analyse vorzunehmen. In sehr schnelllebigen Branchen kann auch ein kürzerer Zyklus von sechs Monaten sinnvoll sein, um auf neue Trends oder Wettbewerber rechtzeitig reagieren zu können.
Ist eine Marktanalyse auch für ein kleines Ein-Personen-Unternehmen (EPU) notwendig?
Ja, absolut. Auch als EPU müssen Sie wissen, wer Ihre Kunden sind, was diese benötigen und wer Ihre Konkurrenten sind. Der Umfang der Analyse mag kleiner sein als bei einem grossen Unternehmen, aber die grundlegenden Fragen sind dieselben. Eine fundierte Analyse hilft Ihnen, Ihre knappen Ressourcen (Zeit und Geld) auf die vielversprechendsten Aktivitäten zu konzentrieren und Ihre Nische erfolgreich zu besetzen.
Was ist der Unterschied zwischen Marktanalyse und Marktforschung?
Die Begriffe werden oft synonym verwendet, aber es gibt eine feine Unterscheidung. Marktforschung ist der Prozess der Datenerhebung (z.B. durch Umfragen, Interviews). Die Marktanalyse ist der übergeordnete Prozess, der die Ergebnisse der Marktforschung interpretiert, in den Kontext von Wettbewerb und Trends stellt und strategische Schlussfolgerungen für das Unternehmen ableitet. Die Marktforschung liefert also die Bausteine für die Marktanalyse.
Image by: Lukas
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Weiterführende Quellen:
- Gründung: Alle Angebote des WKO Gründerservices – Mit der StartupNOW-Initiative stärken wir die Stimme der Startup-Community, heben ihre Bedeutung hervor und unterstützen zielgerichtet mit unseren Services…. (wko.at)
- AMS Berufe – Tourismus und Freizeitwirtschaft Broschüre (7. Auflage) – In Österreich wird der Markt von der Casinos Austria AG. (Glückspielmonopol … Die Österreichischen Seilbahnen – Infos zum Berufsbild: www.seilbahnen …… (ams.at)
- TITEL DES BERICHTES – Oct 15, 2010 … nahme von Indizes der Statistik Austria auf die Projektdauer von 30 Jahren aufgerech … (2002): Der profesionelle Businessplan – Ein …… (pure.unileoben.ac.at)
- BERUFE… – Medieninhaber: Arbeitsmarktservice Österreich. 1203 Wien, Treustraße 35–43. 6. Auflage 2015. Stand: Februar 2015. Druck: April 2015…. (forschungsnetzwerk.ams.at)
- MASTERARBEIT – die Resultate von österreichischen Gründern unterstützend eingesetzt werden können. … „Die Kerndaten sind wie groß ist der Markt, haben sie einen Plan wie sie …… (opus.campus02.at)